Hass auf alte Menschen: SIE fuhr Oma tot

NÜRNBERG/WÜRZBURG - Schreckliches Verbrechen in Franken: Weil sie einen krankhaften Hass auf alte Menschen entwickelte, hat eine 66-jährige Frau eine gehbehinderte Rentnerin in Ochsenfurt überfahren. Die 84-Jährige starb noch am Unfallort. Jetzt stand die Täterin vor Gericht
Mit der irrsinnigen Gedankenwelt der pensionierten Lehrerin Siegried P. (66) muss sich auf Anordnung des Würzburger Landgerichts in den nächsten Jahren ein Psychiater beschäftigen. Für eine 84-jährige Oma aus Ochsenfurt kommt diese gerichtliche Entscheidung aber zu spät. Die betagte Frau musste sterben, weil Siegried P. wieder einmal von Wahnvorstellungen befallen wurde.
"Vom Bremspedal abgerutscht"
Zunächst sah alles nach einem tragischen Unfall aus. Die Rentnerin, die mit ihrem Gehwagen gerade den Parkplatz eines Supermarktes überqueren wollte, wurde vom Auto der Lehrerin überrollt – und dabei so schwer verletzt, dass die Ärzte im Krankenhaus ihr Leben nicht mehr retten konnten. „Ich bin vom Bremspedal abgerutscht und kann nichts dafür“, beteuerte Siegried P. danach. Doch schon da tauchten Zweifel an dieser Version auf. Augenzeugen hatten nämlich beobachtet, dass die Lehrerin vor dem Zusammenprall mehrfach gehupt, wild gestikuliert und auch noch extra Gas gegeben hatte.
Ihre merkwürdigen Aussagen, die darin gipfelten, dass sie von Hassgefühlen gegenüber alten Menschen sprach, veranlassten die Staatsanwaltschaft, die den Unfallhergang analysierte, die Ex-Lehrerin psychiatrisch untersuchen zu lassen. Die Experten, die sie daraufhin untersuchten, kamen zu dem Ergebnis, dass Siegried P. an paranoiden Wahnvorstellungen leidet.
Der medizinische Befund änderte aber nichts daran, dass sie sich ein Jahr nach dem tödlichen Zwischenfall jetzt vor Gericht verantworten musste. Und für den Vorsitzenden der Strafkammer, Rainer Gündert, war nach der Beweisaufnahme eines klar: „Sie hat die gehbehinderte Frau bewusst und absichtlich überfahren.“
Fünf Jahre Haft
Der Richter verurteilte sie wegen Körperverletzung mit Todesfolge und eines gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr zu fünf Jahren Gefängnis. Außerdem ordnete er die unbefristete Unterbringung in einer Psycho-Klinik an. Die Strafe wäre noch höher ausgefallen, wenn das Gericht nicht davon ausgegangen wäre, dass Siegried P. nicht die Absicht hatte, die alte Dame zu töten.
Helmut Reister