Harry: Wird er zu Hürry?
Angeblich will Trabzon, Fünfter der türkischen Süper Lig, 1,5 MillionenEuro für den beim Club ausgemusterten Griechen zahlen. Bader skeptisch
NÜRNBERG Merhaba! Güle güle! Guten Tag – und tschüss, Harry? Beim Club hoffen sie auf Letzteres. Angeblich ist Manager Martin Bader jetzt eine verlockende Anfrage des türkischen Erstligisten Trabzonspor für den ausgemusterten Club-Stürmer auf den Tisch geflattert. Stolze 1,5 Millionen Euro Ablöse wollen die Verantwortlichen für Angelos Charisteas (Vertrag bis 2012) laut der örtlichen „Takagazete“ ausgeben. Was, wenn es denn stimmt, schon fast ein unmoralisches Angebot für den glücklosen Griechen wäre, das die Club-Bosse niemals ablehnen könnten.
Charisteas wäre aktuell der einzige Grieche in der türkischen Liga
Wird Harry jetzt zum „Hürry“? Die Rahmenbedingungen klingen jedenfalls vielversprechend. Der Fünfte der letzten Süper-Lig-Saison sucht nach der verpassten Europa-League-Teilnahme einen Stürmer. Nach den klaren Worten von Club-Trainer Dieter Hecking („Harry spielt in meinen Planungen keine Rolle mehr“) und Charisteas’ Verbannung zu den Amateuren besitzt der 30-Jährige in Nürnberg keine Zukunft mehr. Charisteas selbst hat ohnehin Gefallen an einer Klimaveränderung gefunden. Er erklärte kürzlich, „dass es besser wäre, in eine wärmere Region umzuziehen. In einer anderen Liga könnte ich es noch einmal wagen“. Die sonnige Schwarzmeer-Region würde ihm und seiner Gattin Barbara da sicher eher entgegenkommen als das Frankenland.
Pikantes Detail: Harry wäre der einzige Grieche in der Süper Lig. Was wenig verwundert, da die Hellenen und ihre Mittelmeer-Nachbarn seit Jahrhunderten nicht gerade als Freunde gelten. Sollte er also nicht einschlagen, würde Charisteas schnell das berühmt-berüchtigte Temperament der türkischen Fans zu spüren bekommen.
"Eine Entscheidung in den nächsten tagen ist nicht realistisch"
Als weitere Stolperfalle könnte sich erweisen, dass Trabzon-Präsident Sadri Sener erst weitere Informationen einholen will. Und da dürften Harrys acht Tore in seinen zweieinhalb Jahren beim Club nicht unbedingt eine Kaufempfehlung abgeben. Zumal er sich auch bei der WM bei seinem 61-minütigen Auftritt gegen Südkorea nicht in Szene setzen konnte. Vielleicht hilft bei der Entscheidungsfindung ja ein Abstecher in die Noris. Nach seiner Nagelbett-Entzündung, gleich an beiden großen Zehen, trainiert Charisteas seit gestern wieder unter Hecking mit. Füße Hochlegen wäre jetzt ohnehin der absolut falsche Zeitpunkt.
Angesprochen auf Harrys Flirt mit den Türken verfällt Bader noch nicht in Euphorie: „Es gibt bislang keinen Kontakt“, stellt der Manager klar, betont freilich: „Wir arbeiten weiter im Verborgenen an einer Lösung, so wie im Fall Timmy Simons. Erst wenn die Gespräche in die richtige Richtung gehen, werden wir uns dazu äußern.“ Die Chance, dass er seinen Topverdiener (1,8 Millionen Euro pro Saison) schnell von der Gehaltsliste streichen kann, sei gering. Bader: „Eine Entscheidung in den nächsten Tagen ist nicht realistisch.“ Also, Harry, hürry up! K. Kaufmann
Mehr über den Club und den schlimmen Trainingsunfall von Nachwuchskeeper Batz lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer Abendzeitung am Mittwoch, 28. Juli.