Harry: „Ich will endlich eine richtige Chance“
Stürmer Charisteas, zuletzt nicht nur wegen einer Verletzung nur Tribünenhocker,will den Club unbedingt aus der Krise ballern. Trainer Michael Oenning hört’s gerne: „Er ist immer eine Option“
NÜRNBERG Er hat sich „geoutet“. Eindeutig „zum Verein bekannt“, wie Club-Trainer Michael Oenning bei seinem Stürmer Angelos Charisteas erfreut festgestellt hat. Und der will seinem Treuebekenntnis nun auch Taten folgen lassen – wenn Oenning ihn denn auch lässt. „Harry ist immer eine Option“, hatte der Coach erst unlängst betont. Der derzeit verletzte Grieche (Muskelfaserriss) hofft nun, dass sein Trainer diese auch zieht: „Ich will endlich eine richtige Chance.“
Charisteas: "Das ist nicht mein letzter Versuch"
Nämlich die Möglichkeit, auch über einen längeren Zeitraum seine Qualitäten einbringen zu dürfen. Denn: „In den zwei Jahren, in denen ich nun schon in Nürnberg bin, habe ich diese Chance noch nie bekommen.“ Hoppla, outet sich da einer gerade um Kopf und Kragen? Nein, denn der 29-Jährige will seine Forderung definitiv nicht als Kritik am Trainer verstanden wissen. Und auch nicht als Ultimatum: „Ich habe hier noch zwei Jahre Vertrag. Das ist nicht mein letzter Versuch.“
Vielmehr geht es ihm um die eigene Zukunft – und um die des Vereins. Sein klar formuliertes Ziel lautet: „Vorletzte Saison bin ich mit Nürnberg abgestiegen. So eine Situation will ich nicht mehr erleben.“ Ein durchaus nachvollziehbarer Wunsch, für einen Europameister, der im Sommer 2007 für die FCN-Rekordablöse von 2,5 Millionen Euro aus Rotterdam geholt worden war, um den Club auf das nächste Level zu schießen. Dann aber mit Problemen zu kämpfen hatte, zwischenzeitlich sogar nach Leverkusen ausgeliehen wurde. Die Rückkehr vor dieser Saison sollte daher ein Neuanfang werden. Und bislang hat sich Griechenlands Volksheld nur wenig vorzuwerfen. Fünf Einsätze, davon zwei in der Startelf, und zwei Vorlagen weist seine Statistik aus. Vor allem aber sorgte er bei seinen Auftritten zumindest für einen Hauch von Gefahr vor dem Tor.
Auf der Tribüne ist Harry nur totes Kapital
Zu wenig für Oenning, der sein Luxus-Problem nach den zwei vergebenen Chancen beim 1:0 gegen Gladbach, „ein Stürmer seiner Qualität darf solche Dinger auch mal machen“, kurzerhand aufs Abstellgleis geschoben hatte. „Harry wird immer eine Berechtigung haben, im Kader zu stehen. Aber er weiß auch, dass es derzeit bei ihm klemmt“, sagte Oenning noch vor zwei Wochen über seinen Tribünengast.
Klar, auch ein gesetzter Charisteas ist keine Garantie für den Nichtabstieg. Aber so wie zuletzt, als der mit geschätzten 1,5 Millionen Euro Gehalt zu den Spitzenverdienern zählende Grieche bei seinem Trainer in Ungnade gefallen war und dreimal in Folge auf die Tribüne verbannt wurde, ist Harry keine potenzielle Verstärkung, sondern nur totes Kapital.
"Wir können so nicht weitermachen"
„Immer zwischen Tribune und Spiel zu pendeln, ist für mich schwierig. So kann ich dem FCN nicht helfen“, meint der Aussortierte. Umso mehr brennt Harry darauf, gegen Hertha BSC am übernächsten Samstag den Hebel umzulegen – für sich und den Club.
Immer in dem Bewusstsein, dass sich dafür Grundlegendes ändern muss in der Mannschaft. „Meine Meinung ist, dass wir so nicht weitermachen können. Nicht nur von den Ergebnissen her, sondern auch spielerisch“, legt Harry den Finger in die Wunde. Denn: „Wir können eigentlich viel besser Fußball spielen.“
Nur zeigt es die Mannschaft derzeit nicht, was auch an den ständigen Umstellungen liegen dürfte. Charisteas plädiert deshalb bis zum Heimspiel gegen Hertha zu einer Stammformation zu finden, zu einer „Mannschaft, auf die der Trainer vertraut.“ Ob dann auch Harry dazugehört? Krischan Kaufmann
Mehr über den Club und seinen treuesten Kiebitz, Storch "Pfiffi", lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer Abendzeitung am Donnerstag, 8. Oktober.