Harfen-Rundfahrt zum Gral

Die Sage von Artus und Parsifal als Ritter-Revue: Das Mittelalter-Spektakel „Excalibur“ mit Michael Mendl, Artisten, Pferden und Celtic-Rock-Opas vor 5000 Besuchern in der Nürnberger Arena
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Sprunggefederte Monster aus der Sagen-Hölle: Fantasy-Figuren im Stimmungseinsatz bei der Nürnberger „Excalibur“-Show.
Matthias Hertlein Sprunggefederte Monster aus der Sagen-Hölle: Fantasy-Figuren im Stimmungseinsatz bei der Nürnberger „Excalibur“-Show.

NÜRNBERG - Die Sage von Artus und Parsifal als Ritter-Revue: Das Mittelalter-Spektakel „Excalibur“ mit Michael Mendl, Artisten, Pferden und Celtic-Rock-Opas vor 5000 Besuchern in der Nürnberger Arena

Es wird mehr gesungen und gesprungen als gehandelt in dieser ausladenden Märchenstunde. Vielleicht, weil ein Teil des singenden und spielenden Personals dieser „Celtic Rock Opera“ ja aussieht, als ob es noch persönlich mit König Artus an seiner Tafelrunde gesessen hätte. Vielleicht auch, weil das Ausschlacht-Spektakel „Excalibur“ das allseits verehrte Mittelalter nur schön bunt aussehen lassen und niemanden verstören will. Gralsuche als Jahrmarktsbelustigung mit kletternden Artisten, feuerspeiender Bühne, hüpfenden Stelzenmonstern, bulgarischem Orchester, (zwei!) trabenden Turnierpferden, irisch tanzenden Elfen aus Michael Flatleys Killerhacken-Depot und einem raunenden Michael Mendl als Zauberer Merlin – ja, so war’n’s die altn Rittersleit. Zustimmende Begeisterung von 5000 beim Tour-Finale in der Nürnberger Arena. Für Pferde und die deutschen Dudelsack-Spießgesellen von Corvus Corax am lautesten.

Als Gast in der weit entfernten Fan-Kurve, wo der Klappstuhl die körperlichen Qualen um Himmel und Hölle, Krieg und Frieden auf der Bühne in den drei Stunden stilgerecht verstärkt, sieht man auf eine Hobbits-Welt: Mini-Gestalten, die sich auf schwertförmigem Laufsteg ins Geschehen vorarbeiten. Weniger tollkühn als Tolkien ist das, was der französische Komponist und Conferencier Alan Simon (der seit zehn Jahren an „Excalibur“-Stoffen schreibt und Fortsetzungen befürchten lässt) und sein Regisseur Viktor Worms (seit den Tagen als Moderator der ZDF-Hitparade ein Fachmann für Volksnähe) aus dem viel strapazierten Sagenstoff montiert haben. Ein naturmystischer Bilder-Bogen als große, klimpernde Harfen-Rundfahrt durch Kelten-Kitsch und Herzenswärme.

„Das dauert mir zu lange“, streut Ersatz-Gandalf Mendl ironisch beim Schwert-aus-Felsen-ziehen-Contest ein. Nutzt ja nix. Es vergehen noch „Abertausende Monde“, 20 stumpfe Folk-Rock-Songs und etliche Celtic-Rock-Opas (zwischen Alan Parsons, Johnny Logan und Supertramp John Helliwell hat Simon Nicol von Fairport Convention den stärksten Charakter), bis Artus, Lanzelot und Parsifal samt Zauberschwert verschwinden und ewige Sünde dräut. Der permanente Geruch von Brokkoli-Auflauf (oder war’s der von Brennpaste vom Catering?) dürfte auch für Kenner von Camelot eine neue Mittelalter-Erfahrung gewesen sein.Andreas Radlmaier

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