Hans Albers: Ein Nordlicht mit bayerischer Seele
Seine Filme und Lieder rund um Sankt Pauli und Hamburg machen Hans Albers berühmt. Seinen Lebensabend jedoch verbringt er am Starnberger See. Heute wäre der „blonde Hans“ 125 Jahre alt geworden.
Er beherrschte weder das Schifferklavier, noch fuhr er jemals zur See – und doch hat kaum ein Filmstar die Sehnsucht nach Weite und Meer, Hafenromantik und Reeperbahn so sehr verkörpert wie Hans Albers (1891-1960).
In Filmen wie „Große Freiheit Nr. 7“, „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ und „Das Herz von St. Pauli“ machte der Schauspieler mit dem hypnotischen Blick das Vergnügungsviertel St. Pauli in aller Welt bekannt. Heute erinnern Kneipen wie das „Albers Eck“, „La Paloma“ und eine Skulptur des Künstlers Jörg Immendorff auf dem Hans-Albers-Platz an den „großen Jungen mit den blauen Augen“, der vor 125 Jahren am 22. September im Hamburger Stadtteil St. Georg das Licht der Welt erblickte.
Mit seinen Filmen im St. Pauli-Milieu förderte Albers ein verruchtes, aber auch romantisches Bild des Amüsierviertels. „Das hatte zwar mit der Realität wenig zu tun, stützte aber das positive Image Hamburgs und seines Hafens“, sagt Ortwin Pelc vom Museum für Hamburgische Geschichte.
Albers nimmt während der Kaufmanns-Lehre Schauspiel-Unterricht
Geboren wurde Albers 1891 als Sohn des Schlachtermeisters Philipp Albers und seiner Frau Johanna in der Langen Reihe 71. Schon als Schüler opferte er sein gesamtes Taschengeld seiner Liebe zum Theater. Dem Wunsch seines Vaters entsprechend machte er eine Kaufmannslehre und arbeitete in Frankfurt in einer Seidenfirma. Dort nahm er heimlich Schauspielunterricht.
Nach dem Ersten Weltkrieg zog er nach Berlin und versuchte dort sein Glück. Doch erst im Oktober 1928, im Alter von 37 Jahren, wird er über Nacht berühmt, als er in dem Stück „Die Verbrecher“ am Deutschen Theater für einen erkrankten Schauspieler einspringt. „Ich musste 20 Jahre warten und schuften, bis meine große Chance kam“, erinnerte sich Albers.
„Er spielte seine Rollen so, dass jeder sich in ihm erkannt hat“
Nach über hundert Stummfilmrollen spielte Albers 1929 im ersten deutschen Tonfilm „Die Nacht gehört uns“ und kurz darauf an der Seite von Marlene Dietrich in „Der blaue Engel“. In den letzten Jahren der Weimarer Republik war er in den Filmen „Bomben auf Monte Carlo“ (1931) – zum ersten Mal mit Heinz Rühmann – und „F.P.1 antwortet nicht“ (1932) – mit dem berühmten Fliegerlied „Flieger, grüß mir die Sonne“ – zu sehen.
Der ehemalige Hamburger Kultursenator Hans Biermann-Ratjen fasste die Popularität von Hans Albers einmal so zusammen: „Er war kein Startyp, sondern ein Volksliebling. Sicher war er ein großer Könner, aber man nahm ihn im Volke nicht als groß, sondern als nah und als Stück vom Volke selbst. Das eben war seine eigentümliche Kunst. Er war ja nie Kapitän gewesen oder Hafenarbeiter oder Fernlastfahrer, aber er spielte sie so, dass sie alle sich in ihm erkannten.“
Eine Aufnahme von 1943: Hans Albers als Lügenbaron „Münchhausen“ auf einer Kanonenkugel.
Zu den Nationalsozialisten hatte Albers ein distanziertes Verhältnis: Er zeigte sich nie an der Seite hochrangiger NS- Funktionäre. Als die Nazis die Trennung von seiner jüdischen Freundin, der Schauspielerin Hansi Burg forderten, trennte er sich offiziell, lebte jedoch weiter mit ihr am Starnberger See und organisierte später ihre Flucht nach England. Nach dem Krieg konnte er nur teilweise an seine großen Erfolge anknüpfen.
Zu Bayern verband Hans Albers stets eine große Liebe. Doch obwohl er seinen Lebensabend am Starnberger See verbrachte, wollte er in seiner Heimatstadt Hamburg begraben werden. Zur Beerdigung 1960 auf dem Ohlsdorfer Friedhof kamen zehntausend Menschen, um sich von dem Publikumsliebling zu verabschieden und Filmregisseur Helmut Käutner sagen zu hören: „Du warst ein wahrer König. Dein Zepter war der Humor und deine Krone war dein goldenes Herz. Good bye, Johnny. Gute Fahrt!“
Seit über 40 Jahren lässt der Freistaat das Anwesen vor sich hingammeln
Die Albers-Villa in Garatshausen.
Die Villa in Garatshausen am Starnberger See ist für das Nordlicht Hans Albers immer ein Stück Heimat gewesen. „Mensch, wenn du die Augen zumachst, da denkste, du bist in Blankenese“, soll er immer wieder über sein gut 27 000 Quadratmeter großes Grundstück gesagt haben.
1934 zog Albers mit seiner Frau Hansi Burg von Hamburg an den Starnberger See. Weil er dieses Anwesen sosehr liebte, verbrachte Albers hier seinen Lebensabend. Viele Geschichten gibt es aus dieser Zeit – und diese eine beschreibt Albers besonders gut: Immer wenn ein Ausflugsdampfer an seinem Anwesen vorbeifuhr und dessen Lautsprecher verkündeten, dass hier der berühmte Hans Albers wohnt, ließ Albers seinen Hit „La Paloma“ in voller Lautstärke aus seinem Plattenspieler dröhnen und sprang dazu splitterfasernackt in den See.
Doch diese schönen Zeiten sind längs vergangen. 1971, elf Jahre nach Albers’ Tod, verkauft seine Witwe das Anwesen an den Freistaat – unter der Bedingung, es für die Öffentlichkeit zu nutzen. Seitdem gammelt die Villa vor sich hin. Eigentlich sollte das Areal zu einer öffentlichen Erholungsstätte umgewandelt werden. Doch davon ist das Grundstück weit entfernt. Zuletzt wollte der Freistaat das Grundstück in Top-Lage für rund zehn Millionen Euro verkaufen. Doch es fand sich kein Käufer. Für die Nutzung des Gebäudes waren immer wieder die verschiedensten Vorschläge gekommen, vom Albers-Museum über ein Casino bis hin zum Edel-Restaurant. Auch als Unterkunft für unbegleitete Flüchtlinge war es im Gespräch. Doch der Renovierungsaufwand dafür wäre enorm. Und so bleibt Albers bayerische Heimat vorerst weiter im Dörnröschenschlaf.
- Themen: