Hallo, Velotaxi! Bitte einmal zur Burg – mit Muskelkraft...

Seit dem 1. Mai sind die Solarstrom-unterstützten Fahrrad-Rikschas der absolute Blickfang in Nürnbergs City. Ob sie auch was taugen? Die AZ machte den Test
NÜRNBERG „Hallo Taxi, einmal von der Winklerstraße zur Burg, und zwar schnell bitte...“ Ganz so fix geht’s dann doch nicht bei Nürnbergs neuen Velotaxis. Wer die 0911/480 55 22 wählt und sich eine der Solarstrom-unterstützten Rikschas vor die Haustür bestellt, wartet etwa eine halbe Stunde. Dann steht eines der quietschebunten Gefährte samt Fahrer bereit und bringt Nürnberger und Touristen überall dahin, wo sie hin wollen. Fast.
Denn: „Zwei Passagiere mal eben zur Burg hochzufahren, und das noch mit Gepäck, ist für die meisten unserer Fahrer dann doch ein Problem“, gesteht Velotaxi-Manager Michael Vogtmann (48). Er und sein Kollege Stefan Seufert sind Herren über fünf Velotaxis, die seit 1. Mai zum Blickfang im Stadtbild avanciert sind. Zehn Chauffeure – Studenten, Schüler, Ex-Arbeitslose – warten mit ihren Dreirädern an zentralen Punkten, wie Hauptmarkt, K4 und Frauenkirche, sind aber auch telefonisch oder per Mail täglich von 10 bis 18 Uhr über die Zentrale ( www.velotaxi-nuernberg.de) zu erreichen.
Erst mal bestellt, verhält es sich mit einem Velotaxi nicht anders als mit einem Autotaxi: Einsteigen, Ziel ausmachen – und ab geht’s. Die Fahrpreise sind nicht übermäßig hoch: 1,50 Euro pro Kilometer, 1,50 Euro für die Anfahrt. Für einen zweiten Passagier kommt ein zusätzlicher Euro pro Kilometer dazu. Ein knapper Kilometer Fahrt schlägt sich bei einem Fahrgast also mit drei Euro zu Buche – eine normale Taxifahrt würde immerhin 5,30 Euro kosten.
In angenehmem Reisetempo – auf ebener Strecke sind 15 km/h drin – weht Chauffeur und Fahrgästen der Fahrtwind um die Nase. Bei schlechtem Wetter bleiben sie dank Plexiglas-Dach weitgehend trocken. Sobald es ein bisschen hügelig wird – oder, im Falle des Burgbergs, sehr hügelig – summt ein Elektromotor sanft im Takt: Wie bei einem Mofa gibt der Fahrer über den Griff „Gas“. Die Batterien ermöglicht aber nicht mehr als eine Fahrhilfe – ohne Muskelkraft geht nix!
Neben den Individualfahrten bieten Nürnbergs solare Velotaxis – die ersten weltweit – auch drei Sightseeing-Touren an: Hier erweisen sich die Fahrer nicht nur als äußerst sportlich, sondern auch als kompetente Fremdenführer.
Steffen Windschall