Haftbefehl gegen Münchner Nazi-Paar aufgehoben

PASSAU - Manuel (33) und Sabrina H. (22), das Münchner Ehepaar, das unter Verdacht zur Beihilfe zum Mordversuch am Passauer Polizeichef in U-Haft sitzt, soll jetzt freigelassen werden. Die Sonderkommission fahndet weiter nach Männern mit auffälligen Tätowierungen.
Das nach dem Attentat auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl festgenommene Ehepaar ist am Dienstag wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Die Haftbefehle gegen die 22-jährige Sabrina H. und ihren 33 Jahre alten Mann Manuel seien aufgehoben worden, sagte ein Polizeisprecher.
Der dringende Verdacht der Tatbeteiligung gegen die beiden Mitglieder der rechten Szene habe nicht aufrecht erhalten werden können. Den Ermittlern fehlt den Angaben zufolge eine konkrete Spur. Die Sonderkommission bittet jetzt um Hinweise auf fünf Personen, die in Tatortnähe gesehen wurden. Details sollten am Nachmittag bekanntgegeben werden.
Die Eheleute aus München waren nach Zeugenaussagen in Fürstenzell gesehen worden. Sie standen zunächst im Verdacht, den unbekannten Täter zu kennen und ihm bei der Tat geholfen zu haben. Der Haftbefehl war mit dringendem Tatverdacht der Beihilfe sowie Flucht- und Verdunkelungsgefahr begründet worden.
Nach Angaben des Sprechers kommen die beiden weiter als wichtige Zeugen und Hinweisgeber in Betracht. Schon kurz nach dem Anschlag auf Mannichl hatte die Polizei zwei verdächtige Männer festgenommen. Sie waren rasch mangels Beweisen wieder freigelassen worden.
Eine Schlange hinter dem linken Ohr, ein durchbohrtes Kreuz auf der Wange
Die Sonderkommission fahndet im In- und Ausland nach Männern mit auffälligen Tätowierungen. Die Polizei verbreitete zwei Zeichnungen: ein grünes Schlangentattoo hinter dem linken Ohr sowie eine größere Kreuz-Tätowierung mit einem Pfeil in der rechten Gesichtshälfte. Mannichl hatte den Täter als etwa 1,90 Meter groß und 25 bis 35 Jahre alt beschrieben. Der Angreifer habe ein rundes volles Gesicht, sei glatzköpfig, am Hals trage er eine Tätowierung oder ein größeres Muttermal.
Mannichl war vor mehr als einer Woche von einem Neonazi an der Tür seines Wohnhauses in Fürstenzell niedergestochen und schwer verletzt worden. Die Polizei ermittelt seitdem wegen versuchten Mordes. Die Fahnder hatten die militante rechtsextremistische Gruppierung „Nationale Autonome“ hinter der Attacke vermutet. Das Ehepaar gehört dem lokalen Ableger „Freie Nationalisten München“ an.
Unter Mannichls Leitung war die Polizei im Landkreis Passau in der Vergangenheit immer wieder gegen Neonazis vorgegangen. Der am Freitag aus dem Krankenhaus entlassene Polizeichef bekräftigte erneut, den Kampf fortsetzen zu wollen: „Ich lasse mich von den Rechtsradikalen nicht klein kriegen. Sie werden es nicht schaffen“, sagte Mannichl der „Passauer Woche“. Ein NPD-Verbot wäre für ihn „der richtige Schritt“. Wichtiger sei ihm allerdings, dass die Präventivarbeit gegen Rechts im Jugendbereich verstärkt werde, sagte Mannichl. Zugleich erklärte er, der Wirbel um seine Person sei ihm unangenehm.
Mit einer Kundgebung hatten am Montagabend rund 600 Einwohner Fürstenzells gegen Rechtsextremismus demonstriert und ihre Solidarität mit Mannichl zum Ausdruck gebracht. Die als „stille Lichterdemo“ bezeichnete Mahnwache stand unter dem Motto „Bürger gegen Extremismus – Solidarität gegen Rechts“.