Hälfte essen, doppelt treffen
FÜRTH - Fünf Treffer in vier Spielen - Fürths eiskalter Torjäger Sami Allagui ist zurzeit gut drauf. Der Kleeblatt-Kicker mag große Autos und steht auf Milchschnitte, ist torhungrig im Ramadan und Mamas großer Liebling.
Die Hälfte essen, doppelt treffen: Kleeblatt-Trainer Benno Möhlmann sollte sich ernsthaft überlegen, ob er seinen neuen Top-Torjäger Sami Allagui nicht die komplette Saison lang auf Ramadan-Diät setzt. Denn trotz des islamischen Fastenmonats, tagsüber darf Sami nichts essen und trinken (AZ berichtete), trifft der gläubige Deutsch-Tunesier momentan wie am Fließband. Nach seinen beiden Buden beim 4:3 gegen Koblenz führt Bennos Bomber jetzt mit fünf Toren die Torschützenliste der Zweiten Liga an.
Dabei hatte der Stürmer, als er im Juni von Absteiger Carl Zeiss Jena in den Ronhof wechselte, gar nicht damit gerechnet, dass er gleich so durchstarten würde. „Klar war da gar nichts. Natürlich bin ich jetzt froh, aber auch ein bisschen überrascht“, sagt Sami, warnt aber auch: „Wenn das so weitergeht wie gegen Koblenz, kriegen die hier bald einen Herzinfarkt.“
Mit seinen Schwestern telefoniert Sami täglich
Nicht nur im Ronhof. Auch in Samis Heimat Düsseldorf dürfte das „Actionspiel“ (Allagui) vom Sonntag für erhöhten Pulsschlag gesorgt haben. Dort fiebert Papa Lassad Allagui bei jedem Spiel seines Sohnes vor dem Fernseher mit, lässt dafür die Arbeit ruhen. Auf der Düsseldorfer Nobelmeile, der Königsallee, betreiben die Allaguis ein italienisches Restaurant („Bellinis“). Ein „Szene-Italiener“, wie Sami stolz erklärt. In die Fußstapfen des Vaters zu treten, kam für den jüngsten Spross der Gastronomen-Familie, der 22-Jährige hat noch zwei ältere Schwestern („Wir telefonieren täglich“), aber nie in Frage: „Da muss man so viel arbeiten.“
Sami setzte lieber alles auf die Fußball-Karriere. Und es geht aufwärts. Allagui ist zusammen mit Stefan Reisinger bei Trainer Benno Möhlmann im Angriff eine feste Größe. Da passt es, dass Sami auch in Sachen Fuhrpark beim Kleeblatt aktuell die Nase vorn hat– zumindest was die Umfänge seines Autos angeht. Denn während seine Kollegen nach dem Training in ihre 3er BMWs, Audi TTs oder andere standesgemäße Fußballer-Gefährte steigen, braust Sami in seinem weißen Audi Q7 Geländewagen (233 PS, rund 65.000 Euro) vom Hof. Alles selbst bezahlt, versteht sich. „Ich mag eben große, bequeme Autos.“, erklärt Sami.
Mama Moumeria kommt zum Kühlschrank ausmisten
Na klar, der Weg nach Düsseldorf ist weit. Und Sami plagt oft das Heimweh. „Ich bin ein echter Familien-Typ. Wäre ich noch in Düsseldorf, würde ich wahrscheinlich bei meinen Eltern wohnen. Zu Hause ist es einfach am besten.“ Da der Rheinländer aber jetzt im 360 Kilometer entfernten Fürth arbeitet, muss das „Hotel Mama“ auf Reisen gehen. „Meine Mutter Moumeria kommt mich demnächst besuchen“, freut sich Sami. Und wird vermutlich gleich den Kühlschrank ausmisten. Denn trotz Ramadan, auf ein paar kleine Sünden kann der auf dem Platz so kaltblütige Torjäger nicht verzichten. „Ich steh’ leider voll auf Milchschnitte.“ Kein Problem. Samis Leistung haben die Kalorienbomben bislang ja nicht geschadet. K. Kaufmann
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