Habemus papam! Aus Joseph Ratzinger wird Benedikt XVI.
Am 19. April 2005 um 18.47 Uhr tritt in Rom Joseph Ratzinger als der neue Papst vor die jubelnde Menge – der erste deutsche Pontifex seit fast 500 Jahren. Er wählt den Namen Benedikt. Unter "Benedetto"-Rufen Hunderttausender Gläubiger auf dem Petersplatz sagt Benedikt XVI., er sei ein einfacher, bescheidener Arbeiter im Weinberg des Herrn und spendet erstmals den Papst-Segen "Urbi et orbi", der Stadt und dem Erdkreis.
"Papa Ratzi": zu Beginn schüchtern
Dabei wirkt er fast schüchtern, beschämt, sicherlich überwältigt. "Ich dachte, das gibt es nicht, das ist unvernünftig. Insofern war ich dann auch so getroffen", sagt Ratzinger über seine Wahl zum Papst im Interviewband "Letzte Gespräche" von 2016 seinem Biografen Peter Seewald über diesen Moment der Wahl zum Oberhaupt der Katholischen Kirche. Immerhin war er 2005 schon 78 Jahre alt, als er zu "Papa Ratzi" wurde. Anfangs habe er sich von der Last dieser Aufgabe fast erdrückt gefühlt, sagt er Seewald.

"Schönste Erinnerungen meines Pontifikats"
Joseph Ratzingers Bruder Georg erinnert sich in seinem Buch "Mein Bruder, der Papst", er habe es über den Fernseher erfahren, dass sein jüngerer Bruder der neue Papst ist. "Als der Name "Josephum", Joseph, genannt wurde, erstarrte ich in meinem Innersten. Ich wusste, jetzt wird's gefährlich", so Georg Ratzinger damals. Im Gespräch mit seinem Biografen sagte Benedikt nach seinem Rücktritt, er hatte vor allem den Vorsatz, das Thema Gott und Glaube ins Zentrum seiner Zeit als Papst zu stellen. Besonders gern erinnere er sich an die Weltjugendtage, mit die "schönsten Erinnerungen meines ganzen Pontifikats".

Krisen, Schlagzeilen, Kritik
Kritik musste Benedikt in seiner Zeit als Papst unter anderem für Äußerungen zum Propheten Mohammed einstecken. Mit der Rücknahme der Exkommunikation aller vier Bischöfe der rechtsgerichteten Pius-Bruderschaft - darunter der Holocaust-Leugner Richard Williamson – provozierte Benedikt eine Welle der Kritik. Und dann hatte er mit einem Verräter in den eigenen Reihen zu kämpfen, Kammerdiener Paolo Gabriele, der vertrauliche Dokumente über Korruption und Geldwäsche im Vatikan an Medien weitergegeben haben soll. Ende 2012 aber begnadigte Benedikt seinen Ex-Kammerdiener. Er war in der "Vatileaks"-Affäre zu einer Haftstrafe verurteilt worden.
Kurz später, am 11. Februar 2013, folgt dann der wohl spektakulärste Schritt seines Pontifikats: Benedikt kündigt öffentlich seinen Rücktritt an.
In Teil 4 lesen Sie morgen: Das Leben danach – Benedikts Rücktritt und Rückzug sowie sein Verhältnis zu Nachfolger Franziskus.
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