Haar- und Barterlass: Passion in Oberammergau rückt näher

Oberammergau - Haareschneiden und Rasieren verboten, heißt es in Oberammergau seit Aschermittwoch für fast die Hälfte der Bewohner. Mehr als ein Jahr vor den Passionsspielen in dem oberbayerischen Ort verkündete Spielleiter Christian Stückl zusammen mit Bürgermeister Arno Nunn den "Haar- und Barterlass".
Vor dem Passionstheater schlugen beide ein Plakat mit dem Aufruf an: "Alle weiblichen und männlichen Mitwirkenden und alle Kinder, die an den Passionsspielen 2020 teilnehmen, werden hiermit vom Spielleiter aufgefordert, sich ab Aschermittwoch die Haare, die Männer auch die Bärte, wachsen zu lassen."
Rund 2400 Oberammergauer werden im kommenden Jahr das Laienspiel vom Leiden, Sterben und der Auferstehen Jesus Christus aufführen. Alle zehn Jahre bringt der Ort das Schauspiel auf die Bühne - und beruft sich dabei auf ein fast 400 Jahre altes Pestgelübde. An den Bärten und langen Haaren werde sichtbar: "Wir sind jetzt in der heißen Phase", sagte Stückl.
Überraschend kündigte er an, dass sich dieses Mal auch die Mitglieder des Chores die Haare wachsen lassen sollen. Nur die Darsteller der römischen Soldaten sowie Orchestermusiker und Helfer hinter der Bühne dürfen glattrasiert und mit kurzem Haar dabei sein. Der Apostel Johannes wiederum hat keinen Bart, weil er noch so jung war. Premiere ist im Mai 2020.
1633 hatten die Oberammergauer versprochen, alle zehn Jahre die Geschichte der letzten Tage im Leben Jesus Christus aufzuführen, wenn niemand mehr an der Pest sterbe - was nach der Überlieferung tatsächlich eintraf. 2020 ist es die 42. Auflage der Passion.