Gute Nachrichten, wenig Glanz

NÜRNBERG - Das 14. Filmfestival Türkei/Deutschland startete in der Tafelhalle mit Promis, Reden und dem bildgewaltigen Film "Drei Affen".
Viel hatte Nürnberg nicht vom Ehrenpreisträger des 14. Filmfestivals Türkei/Deutschland: Armin Mueller-Stahl kam in die ausverkaufte, mit einem roten Teppich verzierte Tafelhalle, blinzelte in die Kameras, lobte die brückenbauende Macht der Musik, schalt die Politiker, nahm die Trophäe und ging wieder. Nicht ohne das Festival mit zwei Sätzen als Vermittler zu loben: „Zwischen der Türkei und Deutschland sind noch viel Fragen offen. Dieses Festival kann sie besonders gut bearbeiten.“ Was ihn aber mit der Türkei, dem türkischen Kino verbindet — kein Kommentar. Interviews verbat er sich. Dennoch gab’s stehende Ovationen für ein lebendes Denkmal.
Regisseur, Komponist und Schriftsteller Zülfü Livaneli, Ehrenpreisträger des vergangenen Jahres, hatte ihn zuvor als Renaissance-Menschen und humanistische Seele gepriesen, als das Gesicht des deutschen Films — der bewegendste Moment des Abends. Der prägnanteste: Als Regisseur Michael Verhoeven dem Publikum ein „im guten Sinne anstrengendes Festival“ wünschte. Davor gab es rhetorisch aufgebauschten guten Willen von „Hausherrin“ Julia Lehner über Staatsminister Günter Gloser und Umweltminister Markus Söder bis zum türkischen Generalkonsul Selim Kartal.
Das bunt gemischte Publikum ließ sich die Laune nicht verderben, folgte klaglos dem an seinen Karteikarten klebenden Moderatoren-Duo. Nelih Akyildiz aus der Programmdirektion war kurzfristig für die erkrankte Schauspielerin Loretta Stern eingesprungen; womit Schaupieler Sermiyan Midyat die türkischsprachigen Gäste zum Lachen brachte, wurde nicht verraten.
So fehlte es dem Abend an Glamour. Aber vielleicht wirkte die Show im türkischen Fernsehen ganz anders? Weil das Team für die Live-Übertragung aus Amsterdam vom Flugzeugunglück anreisen musste, begann der Auftakt mit Verspätung.
Vor dem Eröffnungsfilm — Nuri Bilge Ceylans in Cannes ausgezeichnetes, bildgewaltiges Drama „Drei Affen“, für das die Massen und einige Promis zu recht auf ihren Plätzen blieben — gab es eine gute Nachricht: Christian Hänel von der Robert-Bosch-Stiftung verkündete, dass sein Institut – entgegern aller vorher geäußerten Befürchtungen – das Festival auch im nächsten Jahr fördert. Georg Kasch