Gut Kaltenbrunn: Streit geht weiter

Die Pläne für ein Luxus-Hotel oberhalb des Tegernsees sind vorerst vom Tisch. Doch die Schörghuber-Gruppe gibt noch nicht auf. „Bis zum Herbst werden wir dann entscheiden, wie es weitergehen soll.“
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Das Gut Kaltenbrunn oberhalb des Tegernsees sollte einem Fünf-Sterne-Hotel weichen.
dpa Das Gut Kaltenbrunn oberhalb des Tegernsees sollte einem Fünf-Sterne-Hotel weichen.

Die Pläne für ein Luxus-Hotel oberhalb des Tegernsees sind vorerst vom Tisch. Doch die Schörghuber-Gruppe gibt noch nicht auf. „Bis zum Herbst werden wir dann entscheiden, wie es weitergehen soll.“

GMUND Der Traum vom Fünf-Sterne-Hotel hoch über dem Tegernsee ist geplatzt. Einige Bürger haben das ehrgeizige Projekt der Münchner Schörghuber-Gruppe zu Fall gebracht, um das historische Gut Kaltenbrunn zu retten. Sie klagten vor dem Bayerischen Verfassungsgerichtshof und bekamen Recht. Die Pläne verstoßen gegen Denkmalschutzauflagen, entschieden die Richter.

Die Gegner hofften auf ein Wunder in letzter Minute und wurden nicht enttäuscht: Die Münchner Richter kassierten tatsächlich den vom Gmunder Gemeinderat abgesegneten Bebauungsplan. „Es ist eine große Stunde für das Tegernseer Tal, die wir erst begreifen, wenn sich die ersten Emotionen gelegt haben“, sagt Angela Brogsitter-Finck, Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT). Die SGT hatte sich der Popularklage der Bürger angeschlossen. Die Gegner werfen der Gemeinde gravierende Verstöße beim Genehmigungsverfahren vor. Die SGT sei nicht prinzipiell gegen ein Hotel, stellt Angela Brogsitter-Finck klar, „aber dieses Luxushotel würde nicht zur Belebung des Tales beitragen sondern zu seinem Niedergang“.

Widerstand gegen die gewaltige Dimension

Auf Widerstand stieß vor allem die gewaltige Dimension des Projekts. Für die luxuriöse Wellnessanlage mit 130 Betten hätte der Hügel zum See um mehr als die Hälfte abgetragen werden müssen, das alte Gesindehaus wäre der Baggerschaufel zum Opfer gefallen. Graf Ferdinand von Spiegel, einer der Mitkläger: „Das Urteil hat fundamentale Auswirkungen auf den Denkmalschutz in ganz Bayern.“

Darüber hinaus ist es eine „schallende Ohrfeige für die Politik und Verwaltung in Gmund“, sagen viele im Tegernseer Tal und lachen sich jetzt still ins Fäustchen.

Groß ist aber auch die Enttäuschung bei den Befürwortern der Schörghuber-Pläne: „Wir dachten, dass das Verfahren anders ausgeht“, so der Gmunder Bürgermeister Georg von Preysing. „Wir müssen jetzt erst schauen, wo das Gericht eingehakt hat“, betont der Rathaus-Chef, der den Kampf um das Fünf-Sterne-Hotel noch nicht verloren geben mag: „Wir werden als Gemeinde weiterhin für diese touristisch notwendige Lösung kämpfen.“ Der Gmunder Bürgermeister hofft, dass der Münchner Bau- und Brauereimulti Stefan Schörghuber an den ehrgeizigen Plänen festhält.

Die Flinte ins Korn werfen will man bei der Schörghuber-Gruppe nicht, vorerst jedenfalls. „Wir werden uns intern beraten“, erklärte Konzernsprecherin Antonia Asenstorfer. „Bis zum Herbst werden wir dann entscheiden, wie es weitergehen soll.“

Egal, was die Juristen im Hause Schörghuber während der Sommerwochen alles ausbrüten, die ursprünglichen Pläne für das Luxus-Hotel können sie jedenfalls getrost in die Tonne treten. Ein komplett neuer Bebauungsplan muss her. Das bedeutet, der ganze Streit geht in ein paar Wochen vermutlich von vorne los. „Das kommt davon, wenn man glaubt, man könne sich über alles hinwegsetzten“, sagt Gastwirtin Christine Brenner, die mit ihrem Mann Josef den Biergarten auf Kaltenbrunn betreibt. Ihnen sitzt die Schörghuber-Gruppe im Nacken. Gegen das Wirtspaar läuft eine Räumungsklage, voraussichtlich in der übernächsten Woche wird das Münchner Landgericht entscheiden. Josef und Christine Brenner hoffen auf ihr eigenes kleines Wunder.

Ralph Hub

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