Große Trauergemeinde nimmt Abschied von Sepp Daxenberger

Drei Tage nach dem Tod von Sepp Daxenberger sind am Samstag in Waging am See mehrere Hundert Menschen zu einem Trauergottesdienst für den bayerischen Grünen-Politiker zusammengekommen.
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Drei Tage nach dem Tod von Sepp Daxenberger sind am Samstag in Waging am See mehrere Hundert Menschen zu einem Trauergottesdienst für den bayerischen Grünen-Politiker zusammengekommen.

Es waren zwei Bilder, die vor dem schlichten Holzsarg neben zahlreichen Kränzen in der Aussegnungshalle aufgestellt waren: eines von Sepp Daxenberger, dem beliebten Grünen-Politiker, und eines von seiner Frau Gertraud. Im Abstand von nur drei Tagen waren die beiden ihren Krebsleiden erlegen. Weit über die bayerischen Landesgrenzen hinaus hatte dieser Schicksalsschlag viele Menschen berührt. Rund 1000 von ihnen versammelten sich am Samstag in Daxenbergers Heimatgemeinde Waging am See zu einer bewegenden Trauerfeier.

Auch zahlreiche Landes- und Bundespolitiker waren in den Ort gekommen, den Daxenberger zwölf Jahre lang als Bürgermeister geprägt hatte, um ihm die letzte Ehre zu erweisen und Abschied zu nehmen. Neben den Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir sowie Bundestagsfraktionschefin Renate Künast war die FDP-Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger darunter, ebenso wie Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und zahlreiche Vertreter aller Landtagsfraktionen. Einer nach dem anderen trugen sie sich neben Bürgern und Freunden in das Kondolenzbuch vor der Pfarrkirche St. Martin ein.

Der Gottesdienst wurde per Lautsprecher nach draußen übertragen. Die Kirche war zu klein für die Trauergemeinde, nur etwa 600 Menschen passten hinein. „Du hast die Menschen wie kein anderer erreicht„, sagte Grünen-Chefin Roth. Daxenberger habe vielen Heimat gegeben. “Du hast die bayerischen Grünen geprägt und uns ein unverwechselbares Gesicht gegeben.„

Der langjährige Landeschef der Grünen war bekannt für seine Bodenständigkeit, Heimatverbundenheit und eine tiefe Leidenschaft für Politik. Während er zuhause einen Biobauernhof betrieb, kämpfte er im Rathaus und im Landtag gegen Gentechnik und für erneuerbare Energien.

„Der Abgeordnete Daxenberger war wie der Mensch: immer authentisch, geradlinig und ganz einfach er selbst. Er verstand und pflegte die Sprache des Volkes, dessen Vertreter er war“, sagte Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) in ihrer Trauerrede. Stamm, die selbst an Krebs erkrankt war, nannte Daxenberger eine Kämpfernatur. „Er trug sein Schicksal tapfer, mit Würde, ohne zu klagen.“

2003 war bei Daxenberger eine seltene Art von Blut- und Knochenkrebs diagnostiziert worden. Erst im Juni trat er, zunehmend geschwächt, als Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Landtag zurück. Er wurde nur 48 Jahre alt. Sein Tod zeige, dass für Gott Alter keine Rolle spiele, sagte Prälat Lorenz Wolf, der das Requiem zelebrierte. Es komme nicht darauf an, wie alt ein Mensch werde, sondern was er für die, die um ihn trauern, bedeutet habe.

Der Geistliche dankte Daxenberger zugleich für seinen Einsatz für die Menschen in Bayern. Er habe ihn als einen Menschen mit unbedingtem Willen zur Bewahrung der Schöpfung erlebt. Auch das Streben nach Gerechtigkeit und die Achtung vor den Mitmenschen hätten ihn ausgezeichnet. Daxenberger habe verbinden wollen – über konventionelle Grenzen und auch über Parteigrenzen hinweg.

Nach dem Gottesdienst zog die Trauergemeinde zum Friedhof. Vorneweg wurden Fahnen der Gemeinde getragen, örtliche Vereine folgten – darunter die Freiwillige Feuerwehr und der Trachtenverein, wo Daxenberger Mitglied war.

Die Grünen-Politiker Roth, Özdemir und Künast hielten bei dem Trauerzug Sonnenblumen in Händen. Vor der Aussegnungshalle blieben die Trauernden stehen, betrachteten den Sarg Daxenbergers und die Bilder von ihm und seiner Frau. Zwei herzförmige Kränze aus roten Rosen lagen davor. Das Paar hinterlässt drei Söhne im Alter von 20, 17 und 12 Jahren.

Leutheusser-Schnarrenberger sagte am Rande der Trauerfeier, Daxenberger habe durch seine Glaubwürdigkeit die Bürger „wieder von Politik überzeugt“. „Er ist wirklich ein Vorbild für Politiker aller Parteien“, hob sie hervor.

Roth sagte nach dem Gottesdienst: „Es war eine sehr würdige Feier.“ Neben der tiefen Trauer gebe die „positive Erinnerung an einen unglaublich starken Mann“ Kraft. Die Urnenbeiset zung ist in der kommenden Woche im engsten Familienkreis geplant. ddp

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