Große Biker-Demo abgesagt: "Uns blieb nichts anderes übrig"
München (dpa/lby) - Bundesweit wollen Tausende Motorradfahrer am Samstag gegen Fahrverbote protestieren. Der größte Korso war auf dem Mittleren Ring in München erwartet worden. Doch das zuständige Kreisverwaltungsreferat schob dem kurzfristig einen Riegel vor: Wegen Sicherheitsbedenken wurde die Versammlung am späten Freitagnachmittag untersagt.
Durch so viele Motorräder könne der Verkehr auf dem Mittleren Ring und in angrenzenden Bereichen zum Erliegen kommen, sagte ein Sprecher der Behörde (KVR). "Das kann für Rettungsfahrzeuge aller Art schnell zum Problem werden." Man habe dem Veranstalter einen Korso mit bis zu 1000 Teilnehmern am Sonntag als Kompromiss vorgeschlagen, dieser habe sich darauf jedoch nicht eingelassen: "Deswegen blieb uns am Ende nichts anderes übrig."
Trotzdem könnte es auf dem Mittleren Ring zu Staus kommen: Einige Biker wollen sich von dem Verbot nicht abhalten lassen, wie sie auf der Infoseite zur Demonstration auf Facebook ankündigten. Auch das KVR schließt nicht aus, dass am Samstagvormittag trotz des Verbots viele Biker auf dem mehrspurigen Mittleren Ring unterwegs sind. Die Behörde rät daher, die Bundesstraße und ihre Zufahrten zu meiden.
Ursprünglich hatten der Organisator auch eine zentrale Kundgebung auf der Theresienwiese geplant, dem Gelände des Oktoberfestes. Diese hatte sich in Gesprächen mit dem KVR wegen der hohen Auflagen als für die Veranstalter nicht machbar erwiesen - sie hatten die Kundgebung daher daraufhin als Internet-Veranstaltung angekündigt.
Unter anderem in Schwerin, Wiesbaden, Friedrichshafen und Dresden sind am Samstag weiter Protestaktionen von Motorradfahrern geplant. Die Biker wollen damit gegen eine Initiative des Bundesrats zur Reduzierung von Motorradlärm demonstrieren.
Unter anderem plädiert die Länderkammer dafür, Fahrverbote für Motorräder an Sonn- und Feiertagen aus Lärmschutzgründen leichter zu ermöglichen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sprach sich in der Folge gegen weitere Motorrad-Fahrverbote in Deutschland aus. Fahrer- und Herstellerverbände kritisierten die Vorschläge das Bundesrats als "wirklichkeitsfremd" und "populistisch".
"Lärmemission ist ein grundsätzliches Problem", sagte Gabor Kovacs, Pressesprecher von "Blue Peers" und Organisator der Demonstration in München. "Fahrverbote für einzelne Bevölkerungsschichten sind da der verkehrte Weg." Er fordert stattdessen einen Motorradbeauftragten der bayerischen Staatsregierung: "Dann müssten Konflikte zwischen Fahrern und Anwohnern nicht immer auf der lokalen Ebene gelöst werden."
Diese Auseinandersetzungen haben schon in der Vergangenheit zu Fahrverboten für Biker geführt: Stand Ende Februar waren nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Motorradfahrer 157 Strecken in der Nacht, an Sonn- und Feiertagen oder komplett gesperrt.
"Dadurch wird das Lärmproblem aber nur verlagert", sagte Kovacs. Wichtig sei, aufeinander Rücksicht zu nehmen und den Konsens zu suchen. Fahrer mit illegal veränderten und dadurch lauteren Maschinen müssten zudem konsequent aus dem Verkehr gezogen werden, betonte Kovacs. "Dann habe ich die schwarzen Schafe schnell im Griff."