Greuther Fürth: „Der wichtigste Sieg der letzten zehn Jahre“

Hochmotivierte und entsprechend kampfstarke Fürther kegeln den VfB Stuttgart mit 1:0 aus dem Pokal. Nehrigs Tor bringt der SpVgg eine Million Euro in die Kasse
FÜRTH So haben sie schon lange nicht mehr gestrahlt im Ronhof. Fürth leuchtete, nachdem sie dem VfB Stuttgart heimgeleuchtet hatten. Mit 1:0 durch Bernd Nehrig im wahrsten Sinne des Wortes „Goldenes Tor“. SpVgg-Chef Helmut Hack völlig euphorisch: „Unser wichtigster Sieg in den letzten zehn Jahren.“ Klar, dieser Triumph spült den Fürthern eine satte Million in die Kasse. Für Hack, „das Fundament, um in Ruhe weiter arbeiten zu können.“
Da konnte sich selbst Trainer Benno Möhlmann ein Lächeln nicht verkneifen, lobte seine Mannschaft („einige sind weit über ihre läuferischen Grenzen gegangen“), kritisierte die schlampig gespielten Konter, „da müssen wir cleverer werden“, Freude sich, endlich einmal Dusel gehabt zu haben. „Klar war das am Ende glücklich, aber das haben wir uns erarbeitet“ und wünschte sich für das Viertelfinale ein Heimspiel – „von mir aus gegen die Bayern“.
Traumpass von Haas macht's möglich
Die wollten alle haben, nur Torschütze Bernd Nehrig wäre lieber nach Dortmund gefahren, „wegen dem geilen Stadion“. Ansonsten konstatierte Bernd, der nach einem Traumpass von Leo Haas locker an Boka vorbeimarschiert war und den Ball mit aller Ruhe an Jens Lehmann vorbei ins Tor geschoben hatte: „Heute hat jeder für jeden gekämpft.“
Und zwar konzentriert bis zum Schluss, denn ansonsten wäre die Sache noch schief gegangen. Keeper Stephan Loboué verschätzte sich, Matthieu Delpierre hatte freie Bahn aufs leere Tor, aber Jan Mauersberger kratzte den Ball mit einer Wahnsinnsgrätsche noch von der Linie (92.). „Das war Glück, dass ich den noch erwischt habe“, stöhnte Jan erleichtert – und würde nun gerne gegen Bayern spielen.
Vielleicht, weil Geld nicht wirklich Tore schießt. VfB-Trainer Markus Babbel, grundehrlich, aber wahrlich nicht vom gestern viel zitierten Glück verfolgt, schickte mit Pawel Progrebnjak (5 Mio. Ablöse, erschreckend schwach), Ciprian Marica (7 Mio. Ablöse, totaler Chancentod), Aliaksandr Hleb (zwei Mio. Leihgebühr, lustlos, aber pöbelnd im Kabinengang, weil er seine Schuhe ausziehen sollte) und Elson (Marktwert zwei Mio., bemüht) ins Gefecht. Spielerisch, klar, da war es ein Klassenunterschied. Aber von der Effektivität und vom Engagement her waren Fürths Billig-Profis (Saisonetat 6,5 Millionen Euro) klare Punktsieger.
Die eine Chance konsequent genutzt
„Jetzt wird’s schwierig“, murmelte ein sichtlich konsternierter Markus Babbel, der seiner Entlassung entgegensieht, „die Vielzahl von Chancen musst du einfach nutzen.“ Wohl wahr, Marica brachte gar das Kunststück fertig, aus acht Metern den bereits liegenden Loboué nicht zu überwinden (78.). Einzig wirkliche Gefahrenquelle war auf VfB-Seite der 20-jährige Julian Schieber, ein Stuttgarter Eigengewächs.
Den Fürthern war’s egal. „Zu Null“, jubelte Lobouè, „das war wichtig. Und vorne haben wir die einzige Chance genutzt.“ Quasi im Stile einer Klassemannschaft. Die Bayern können kommen – oder Osnabrück statt Dortmund. ERG