Grauenhaft: Lok fuhr mit Selbstmörder in Bahnhof
ERLANGEN Die Menschen, die am Montag früh am Erlanger Hauptbahnhof auf ihren Zug in Richtung Sonneberg warteten, waren schockiert. An der einfahrenden Lok hing eine Leiche! Der Lokführer hatte zwischen Eltersdorf und Bruck einen Mann (67) überfahren, der sich mit einem Sprung auf die Gleise das Leben genommen hatte. Doch offensichtlich hatte er das nicht mitbekommen!
Laut Bundespolizei gab der Lokführer bei seiner Vernehmung an, dass er auf der Strecke einen leichten Schlag gespürt habe. Gesehen habe er nichts. Wenn der Mann unmittelbar vor dem Zug ins Gleis geraten sei, sei es möglich, dass der Lokführer wegen seiner erhöhten Position diesen gar nicht gesehen habe.
Zweifelsohne ist der „Schienen-Suizid“ das Schlimmste, was einem Lokführer passieren kann. Er ist dem Geschehen machtlos ausgeliefert. Ausweichen kann er nicht. Die Bremse reagiert oft zu spät. Es bleibt zu hoffen, dass diese Angestellten von ihrem Arbeitgeber anschließend gut betreut werden. Oder dass sie während ihrer Ausbildung ausreichend darauf vorbereitet werden.
Pro Jahr werfen sich 1000 Menschen vor einen Zug
Doch selbst da scheut die Bahn die Öffentlichkeit: Nachfragen, wie denn dem Mann oder anderen Leidensgenossen geholfen werde, bleiben wie alle anderen zu dem traurigen Fall unbeantwortet.Pro Jahr werfen sich in Deutschland etwa 1000 Menschen vor den Zug, rein statistisch wird jeder Lokführer 1,7 Mal so zum Opfer – wenn er unabsichtlich einen Menschen tötet.
Unter Bahn-Mitarbeitern wird der tragische Vorfall natürlich diskutiert. Dass der Kollege bei dem „leichten Schlag“ nicht ausgestiegen ist, erklärt sich ein Lokführer so: „Vielleicht dachte er, es sei ein Tier. Oder er ahnte, was auf ihn zukommt. Vielleicht war der Schock so groß, dass er einfach nicht anhalten konnte, weil er wusste, was er dann sehen würde.“
Für Gregor Veddern, Oberarzt der Vitalklinik in Buchenholm, kann ob seiner Erfahrung beides passiert sein. Er betreut Lokführer nach Schienensuiziden. „Vom leichten Schlag berichten uns auch Patienten“, erzählt er. Dabei käme es auch aufs Tempo des Zuges an. Andererseits kennt er auch Fälle, in denen das Ereignis verdrängt werde. „Die mögliche Spannbreite der menschlichen Reaktion ist sehr groß.“
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