"Gold-Max" Müller: Vom Azubi zum Chef
Nürnberger ist mit 22 Jahren jüngster Kapitän in der Geschichte der Hockey-Nationalmannschaft. „Da wächst man so rein“. EM: Das Halbfinale winkt.
AMSTERDAM „Der Max ist ein Führungsspieler in Ausbildung“, sagte Hockey-Bundestrainer Markus Weise beim Olympiaturnier 2008 in Peking. Jetzt, ein Jahr später, ist der gerade 22 Jahre alt gewordene Maximilian Müller Mannschaftskapitän des Olympiasiegers – und damit der jüngste Spielführer in der 100-jährigen Geschichte des Deutschen Hockey-Bundes. Nach dem 4:4 gegen England – den Ausgleichstreffer erzielte Müllers Vereinskollege Christopher Wesley 90 Sekunden vor Schluss – will „Gold-Max“ heute sein Team bei der EM in Amsterdam mit einem Sieg über Österreich (15.30 Uhr) ins Halbfinale führen.
Vor rund zwei Jahren erst gab der blonde Innenverteidiger bei der EM in Manchester sein Debüt im Nationalteam bei einem großen Turnier, beim Olympiatriumph etablierte er sich in der Innenverteidigung an der Seite von Timo Weß in der Weltspitze. Jetzt hat der Student der Sportökonomie von dem in der Nationalmannschaft pausierenden Weß die Chefrolle nicht nur auf dem Feld übernommen, sondern eben auch die Binde. „Da wächst man so rein“, sagt Müller lapidar.
Bei Olympia zählte der neue Kapitän noch zu den Nesthäkchen
Beim Vorbereitungsturnier in Südafrika im März war er erstmals Kapitän. Auf dem Platz hat er eine Führungsrolle ohnehin durch seine zentrale Position: „Da muss man laufend Ansagen machen.“ Die Aufgaben neben dem Feld sind der kompliziertere Teil. „Ich muss mich auf einem Grat bewegen, mich mit den Älteren arrangieren und die Jüngeren integrieren“, sagt er. Und außerdem: „Es gibt zwei Typen: den einen muss man treten, und den anderen muss man aufbauen.“
Müller, der als erster gebürtiger Nürnberger Olympiasieger werden konnte, repräsentiert den andauernden Umbruch bei den deutschen Hockey-Männern. Er ist ein Vertreter der „Generation next“, die sich zu den Olympischen Spielen 2012 anschickt, den Stamm des Teams zu bilden. Sieben Spieler des 18-köpfigen EM-Kaders gehören dem Jahrgang 1987 oder jünger an.
Die Jungs kennen sich alle jahrelang, spielten schon in diversen Jugendteams miteinander. „Ich freue mich, dass die anderen jetzt auch hochkommen“, sagt Müller. In Peking gehörte er allein mit Tobias Hauke zu den „Nesthäkchen“.
Bundestrainer Weise: "Max ist ein absolutes Vorbild"
Nach den Sommerspielen haben Weß, Sebastian Biederlack, Carlos Nevado, Timo Weißenborn und Niklas Meinert wegen beruflicher- und Ausbildungsverpflichtungen ihre Karrieren beendet, keiner war älter als 27. „Wenn man beim Hockey mit 26, 27 aufhört, ist das ja auch jung“, sagt Müller, „daher ist es nicht verwunderlich, wenn der Kapitän jünger ist, als in anderen Sportarten.“
Der begeisterte Hobby-Golfer, dessen sportliches Ziel „Handicap zwei“ ist, ist offenbar ein natürlicher Führungsspieler. Auch bei seinem Klub, dem Nürnberger HC, trägt er die Binde. Bei den Wahlen der Spieler zum Mannschaftsrat Anfang des Jahres bekam er die meisten Stimmen. Für Weise eine logische Wahl, mit der der Bundestrainer sehr gut leben kann: „Max ist mit seiner Art ein absolutes Vorbild“. Und eben längst kein Azubi mehr.
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