Glut für den Wassergarten

Das Gitarren- festival Hersbruck zeigt Künstler in Bestform
von  Abendzeitung
Das ist Frauenpower: Noelia Vicente tanzt zur Musik von Miguel Sotelo, Rafael Cortés und Juanfe Luengo einen hinreißenden Flamenco.
Das ist Frauenpower: Noelia Vicente tanzt zur Musik von Miguel Sotelo, Rafael Cortés und Juanfe Luengo einen hinreißenden Flamenco. © Thomas Geiger

NÜRNBERG - Das Gitarren- festival Hersbruck zeigt Künstler in Bestform

Fränkische Gitarrenfans haben’s einfach gut. Erst die Nürnberger Gitarrentage, dann die Gitarrennacht. Und nun das Internationale Gitarrenfestival Hersbruck mit selten anzutreffender Stardichte, in zehn Konzerten. Ein Streifzug durchs Festival.

Da wäre Flamenco-König Rafael Cortés, der zunächst allein auf der Bühne der zugigen RKW-Halle sitzt. Mit seinen Eigenkompositionen, in denen er über eine vibrierende Basslinie hauchzarte Melodien setzt und nebenbei noch perkussionistisch auf den Gitarrenkorpus trommelt, vertreibt er jeden Anflug von Kälte. Gemeinsam mit Juanfe Luengo und Miguel Sotelo hat er sichtlich Spaß, Smetanas „Moldau“ einfließen zu lassen oder einen Popsong. Dazu gesellt sich Tänzerin Noelia Vicente, die zu Sotelos Gesang stampft, klatscht und trommelt oder die Hände ekstatisch in die Erotik reckt.

Ganz anders am nächsten Abend Eliot Fisk in der Hersbrucker Stadtkirche. Der „Paganini der Gitarre“ spielt vier ursprünglich für Cembalo komponierte Sonaten von Domenico Scarlatti mit hinreißender Klarheit und Brillanz. Bachs Cellosuite in D-Dur hingegen löst Fisk bis zur Unkenntlichkeit in sphärische Klänge auf.

Daneben spanische Stücke, etwa „Cordoba“ von Isaac Albéniz, herlich filigran im Spieluhr-Sound, oder dessen glutvolles „Sevilla“. Bei den Zugaben erklärt sich Fisks Beiname: Seine Paganini-Variationen rauben durch höchstes Virtuosentum den Atem.

Schön, dass sich im intimen Rahmen des Festivals die Künstler auch in die Kollegen-Konzerte setzen. So war Fisk dabei, als Scott Tennant in der Feuchter Reichswaldhalle Andrew York zum Duett auf die Bühne holte. Yorks Stück über einen japanischen Tempel, meditativ das Thema wiederholend und variierend, trifft ebenso ins Gefühlsschwarze wie die jugoslawischen und schottischen Volksweisen.

Bei der Nürnberger Gitarrennacht noch mit Sängerin Lisa Stern dabei, überzeugt Fingerstylist Michael Langer auch ohne Stimme mit seiner Jazz-Sonata und der wunderbar schrägen Version von Simon & Garfunkels „Cecilia“. Jazz-Kollege Alex de Grassi spielt für Feucht – hihi – sein feuchtestes Stück, den „Wassergarten“, lässt die Melodienlinien miteinander verschmelzen und schickt die Stücke mit leisen Pointen übers Ohr mitten ins Herz.

Der Jubel uferte an allen drei Abenden aus. Zu recht. Georg Kasch

Weitere Termine: Heute 20 Uhr RKW-Halle: Joschko Stephan Trio, Karten Tel. 09151/735-150

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