Glücksorte im Tölzer Land: "Es gibt nichts, was es nicht gibt"
München – AZ-Interview mit Katja Wegener. Die Reisejournalistin lebt in Bad Tölz und hat auch bereits den Führer "Wandern für die Seele - Bayerische Voralpen" veröffentlicht.
AZ: Frau Wegener, Sie leben selbst in Bad Tölz. Ihre Heimat oder sind Sie Wahl-Tölzerin?
KATJA WEGENER: Bad Tölz ist seit vielen Jahren meine Wahlheimat. Gebürtig in Hessen durfte ich meine Kindheit auf Sardinien verbringen. Diese entstandene Reiselust hat mich nie mehr losgelassen und so war ich an vielen wunderschönen Orten dieser Welt unterwegs. Im Tölzer Land bin ich angekommen, habe hier mein Zuhause und meinen Ruhepol.
Was gefällt Ihnen dort besonders?
Bad Tölz ist für mich eine gelungene Mischung aus gemütlicher Kleinstadt und wunderschöner Landschaft. Ich genieße die Nähe zu den Bergen und Seen. Der Freizeitwert und damit die Möglichkeit von achtsamen Auszeiten ist hier unschätzbar groß.

Es gibt nichts, was es nicht gibt. Gemütliche Cafés, tolle Restaurants, spannende Manufakturen, Museen und alles gepaart mit unzähligen abwechslungsreichen Ideen, die Natur in all ihren Facetten zu erkunden.
Orte für die Seele jenseits von Hotspots
Generell ist Oberbayern, gerade rund um die Seen, ja oft mit Schickimicki-Vorurteilen belastet. Ist da was dran?
Bestimmt, wenn man sich ausschließlich zu den bekannten Hotspots begibt. Ein paar Schritte abseits der klassischen Pfade wird es ruhig. Man findet Orte und Wanderungen für die Seele an denen sich wunderbar frische Energie tanken lässt. Auch ist es ratsam, antizyklisch unterwegs zu sein. Wer die Möglichkeit hat, unter der Woche einen Ausflug zu machen, kann sich glücklich schätzen. Früh morgens, wenn die Nebel aus dem Sylvenstein aufsteigen, ist man dort fast alleine.
Sie haben 80 Glücksorte zwischen Isar und Inn gesammelt. Was erwartet die Leserinnen und Leser da für eine Mischung?
Die Glücksorte im Tölzer Land sind wie ein bunter Blumenstrauß, in dem für jeden etwas dabei ist. Neben genussvollen Orten in der Natur finden sich auch Aktionen wie beispielsweise eine Alpakawanderung, ein Knödelseminar, frische Frühstückszubereitung nach einer Kräuterwanderung oder eine himmlische Erfahrung im Heißluftballon über der Region. Es wird geschlemmt, außergewöhnliche Wellnessmomente genossen und literarische Pfade erkundet. Ob Familie, Pärchen oder Senioren, Glücksorte sind für alle erlebbar und bieten Platz zum Träumen.
Geheimtipp in Bayrischzell
Welcher ist Ihr absoluter Geheimtipp?
Das ist eine wirklich schwere Frage, da es sicher immer auf die Perspektive ankommt. Vielleicht aber ist "Wellness am Wasserfall", im ältesten bayerischen Dorfbad Tannermühle in Bayrischzell ein kleiner Geheimtipp. In jedem Fall aber ist es etwas ganz Außergewöhnliches.
Was hat Sie, obwohl Sie sich in der Gegend ja schon super auskennen, bei der Recherche doch noch überrascht?
Die größte Überraschung ist die Vielfalt, die die Region zwischen Kochelsee und Bayrischzell zu bieten hat. Viele versteckt liegende Besonderheiten, tolle Menschen, die in und mit der Heimat verwurzelt sind und genussvolle Orte geschaffen haben. Orte, um den eigenen Akku mit frischer Energie zuladen. So entsteht schnell ein Urlaubsgefühl.

Und wo ist Ihr persönlicher Glücksort?
Mein persönlicher Lieblingsort ist die Isar. Ich brauche Wasser und Berge. Wenn ich an der Isar sitze, auf das Brauneck schaue und die Energie des Flusses spüre, kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen und bin glücklich.
Plätschernder Kraftort
Hier gurgelt das Glück: An den Josefstaler Wasserfällen in Schliersee können Wanderer frische Energie tanken. Katja Wegener empfiehlt einen gemütlichen Spaziergang durch den geschichtsträchtigen Wald. Der Weg führt vorbei an Gumpen und Wasserfällen, entlang des Bachs durch den Mischwald und aus der Schlucht hinaus.
Vielfältige Blumen säumen ihn, schreibt die Expertin aus dem Tölzer Land. Ein schmaler Wiesenweg führt dann laut Wegener direkt auf den "historischen Bockerlbahnweg" über den ein Originalwaggon und Schautafeln die Wandernden informieren. l Adresse: Josefstaler Straße 28, 83727 Schliersee oder mit dem RBR RB 55 nach Fischhausen-Heuhaus.

Perfektes Postkartenidyll
Der kleine Nachbar des Staffelsees, der Riegsee, mutet wie eine blaue Perle an, schreibt Katja Wegener zu ihrem Tipp: "Aussicht von der Mesnerhauskapelle Aidling". Dieser verspreche einen einzigartigen Gebirgsblick. Wegener führt aus, dass sich früher auf genau diesem Hügel eine germanische Kultstätte befunden haben soll.
Heute biete die einfache Holzbank dort einen besonderen Rückzugsort und Erholungsplatz, "an dem die Magie der Stille besonders bewusst wird". l Hinkommen: Mit dem Bus 9620 ab Murnau, Haltestelle Aidling Riegsee; Adresse: Mesnerhauskapelle Aidling, Mesnerhauser Straße 16, 82418 Aidling.
Auf literarischen Spuren
An insgesamt elf Orten können Literaturinteressierte in Bad Tölz auf den Spuren von Thomas Mann wandeln. Mann, der ja aus Lübeck stammte ("Buddenbrooks"), soll genau den Gegensatz, den Bayern zu der Hanse-Stadt bietet, in seinem Urlaub so geschätzt haben, schreibt Wegener. 1908 ließ er für seine Familie ein Landhaus in Bad Tölz bauen.

Heute ist das Gebäude laut Wegener zwar nicht mehr zu besichtigen, der Blick von außen ist aber Teil des Thomas-Mann-Rundweges, der auch zum Kalvarienberg unweit der Leonhardikapelle führt, der Mann einst für den "Zauberberg" inspiriert haben soll. l Info zum Rundweg bei der Touristinfo, Max-Höfler-Platz 1, 83646 Bad Tölz.
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