Glaube und Fußballgott
Durchhalteparolen der Cluberer. Bader spürt eine „Aufbruchstimmung“. Aber alles andere als ein Dreier am Mittwoch daheim gegen Mitkonkurrent Duisburg würde den Abstieg bedeuten. „Wir sind gegen den MSV zum Siegen verdammt“.
NÜRNBERG Irgendwie verrückt: Da verpasst der Club beim 0:0 in Dortmund den so dringend benötigten Befreiungsschlag, aber von hängenden Köpfen keine Spur: „In der Kabine herrscht Aufbruchsstimmung“, erklärte FCN-Manager Martin Bader. Auch Marek Mintal wollte nicht den verpassten zwei Zählern nachtrauern: „Das ist Fußball, das ist das Leben.“ Und Mittelfeld-Ackerer Marco Engelhardt orakelte: „Wer weiß, wozu der Punkt noch gut ist?“ Und wollte gar eine „eine Serie“ erkannt haben. Nur Abwehrchef Andy Wolf brachte die brisante Lage auf den Punkt: „Wir hätten uns eigentlich wenig vorzuwerfen, wenn wir nicht in so einer schlechten Situation wären.“
Was der Zähler tatsächlich wert war, wussten die Cluberer am Samstagnachmittag: Konkurrent Bielefeld schlug Bochum 2:0 und nagelte damit den 1. FCN im Tabellenkeller fest – vier Punkte Abstand zum rettenden Ufer. Alles andere als ein Dreier am Mittwoch daheim gegen Mitkonkurrent Duisburg (20 Uhr) würde den Abstieg bedeuten. „Wir sind gegen den MSV zum Siegen verdammt“, bestätigt Engelhardt. „Wir brauchen noch sieben Punkte, aber da müssen die anderen mitspielen.“
Der Druck ist also riesig. Die Harmonie in der Mannschaft scheint aber trotzdem intakt. „Es gibt keine blöde Stimmung, wir glauben an den Klassenerhalt. Am Ende werden wir lachen“, meint Kapitän Thomas Galasek.
Fehlt der Killerinstinkt?
Wie es mit dem Dreier gegen die Zebras klappen soll, weiß auch Trainer Thomas von Heesen, der am Samstag nach Berlin jettete, um dort den nächsten Auswärtsgegner zu beobachten, noch nicht. Denn in Dortmund wurde ihm wieder ein Dilemma deutlich vor Augen geführt, dass sich durch die ganze Saison zieht: die eklatante Abschlussschwäche. „Wenn man kein Tor schießt, kann man nicht gewinnen. Wir haben Chancen, aber uns fehlt ein Spieler mit Killerinstinkt“, kritisierte von Heesen. Zusatz: „Wir haben im Moment auch nicht das nötige Glück.“
Vielleicht fehlt aber auch der nötige Biss für den Abstiegskampf? Den vermisste zumindest TV-Experte Fredi Bobic beim Club: „Da muss ein Tick mehr kommen, man muss den Sieg erzwingen wollen.“ Zusatz: „Die Bundesliga ist eben kein Wunschkonzert.“
Schlechte Aussichten also für den Ligaverbleib. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und wenn gar nichts mehr geht, wird auch am Valznerweiher gerne mal göttlicher Beistand bemüht: Manager Martin Bader. „Der Fußballgott hat uns dieses Jahr wirklich nicht begünstigt. Jetzt hat er die Chance, das wiedergutzumachen.“ Hoffentlich hat er’s gehört.
Krischan Kaufmann