Gilching: 75.000 Euro für 30 neue Bürostühle?
Gilching – Ob das neue Rathaus tatsächlich, wie bislang geplant, Ende März bezogen werden kann, scheint derzeit fraglich. Denn um die Bestuhlung des Sitzungssaals ist eine Provinzposse entstanden, die nun juristisch ausgefochten wird – und die Gemeinde richtig viel kosten könnte.
Als perfekte Ergänzung zum Konferenztisch hatte der zuständige Architekt der Gemeinde besonders wendige Stühle vorgeschlagen, die durch ihre schmale Form perfekt zum ovalen Tisch passen und mit "Soft Leder" auf der Sitzfläche dem Gesäß schmeicheln. Es handelt sich dabei um das Modell "Oxford" der Firma Fritz Hansen – ein echtes Designer-Stück.
Doch diese Features und der "skulpturale Ausdruck" der Sitzgelegenheit haben ihren Preis: 2.500 Euro pro Stück. Macht bei benötigten 30 Stühlen für den Konferenzraum die stolze Gesamtsumme von 75.000 Euro.
Als man die Kosten bemerkte, war der Auftrag schon vergeben
Das hatte aber offenbar niemand bedacht, als man die Stühle über den Architekten ausschreiben ließ und schließlich einem Münchner Möbelhaus den Zuschlag erteilte. Als schließlich jemandem auffiel, dass es eventuell auch günstigere Stühle gäbe, war der Auftrag bereits vergeben.
Dennoch bemühte man sich in Gilching um Schadensbegrenzung – und beschloss einfach, dem Möbelhaus abzusagen. Das wiederum wollte sich die Münchner Firma nicht gefallen lassen und beschwerte sich offiziell bei der zuständigen Vergabekammer Südbayern der Regierung von Oberbayern.
Dort trafen sich die Konfliktparteien am heutigen Dienstag, konnten aber keine gütliche Einigung erzielen. Die Entscheidung über das Schicksal der neuen Stühle im Konferenzraum dürfte daher wohl in den nächsten Tagen von der Vergabekammer gefällt werden.
Doch selbst wenn die Gilchinger Gemeinderäte am Ende auf den Luxus-Stühlen Platz nehmen müssen: Ihnen bleibt immerhin der Trost, dass die ursprünglich veranschlagten Baukosten für das neue Rathaus (17,5 Millionen Euro) wohl um rund 200.000 Euro unterschritten werden. Sogar mit Designer-Sitzmöbeln.
