Gift-Alarm in Unterfranken! Bürger laufen Sturm
500 Tonnen Schadstoffe in Schonungen – zahlen sollen die Einwohner. Und: Die Angst vor Krankheiten geht um
SCHONUNGEN Kleine Kinder, die im Boden graben, oder Hobbygärtner, die Gemüse anbauen, sucht man vergebens im Ortskern des unterfränkischen Schonungen (Landkreis Schweinfurt). Denn dort ist ein Areal von über zehn Hektar unterirdisch durch mehr als 500 Tonnen Schwermetalle verseucht.
Es sind Hinterlassenschaften der Firma Sattler, die bis 1930 Farben produzierte. Die Werte etwa von Arsen liegen bis zum 15.000-Fachen über der Norm. Seit zehn Jahren gilt Schonungen als größter Altlastensanierungsfall im Freistaat und einer der größten in der ganzen Republik.
Enormer Wertverlust der Häuser und Grundstücke
„Ein trauriges Jubiläum“, kommentiert Theo Kohmann von der Bürgerinitiative „Solidargemeinschaft umweltbewusster Bürger“ (SuB). Die Betroffenen ärgert, dass sie im Schnitt 10000 Euro für die Sanierung von Umweltschäden bezahlen müssen, für die sie gar nicht verantwortlich sind. Ein Bundesgesetz von 1999 sieht vor, dass die Eigentümer die gesamten Sanierungskosten übernehmen müssen. Zudem geht die Angst um, die Schadstoffe könnten Krankheiten wie etwa Krebs verursachen. Landrat Harald Leitherer (CSU) sieht das anders. So werde nach einem Gutachten eine „effektive Gefährdung“ ausgeschlossen.
Kohmann berichtet von vielen Betroffenen, die psychisch am Ende sind. Einige sind weggezogen, andere bereit, ihr Eigentum unter Preis zu verkaufen. Doch der Wertverlust der Häuser und Grundstücke sei enorm: „Wenn man 50 Prozent des Normalwertes erlösen könnte, wäre das riesig.“
Eine Sanierungsplanung ist inzwischen abgeschlossen, die ersten Abrissarbeiten in Schonungen sollen Ende 2011 beginnen, im Kernsanierungsgebiet werden die Bagger ab 2013 rollen. Bis Ende 2015 muss die Sanierung abgeschlossen sein, sonst läuft eine zugesagte EU-Förderung aus. azn/dapd
- Themen:
- CSU
- Unterfranken