Gewerkschafts-Zwerg bremst Busse und Bahnen

Zum dritten Mal legten die VAG-Fahrer in Nürnberg am Freitag die Arbeit nieder.
NÜRNBERG Wie viele Mitglieder ihre Lokführer-Gewerkschaft hat, wollen die GDL-Funktionäre nicht verraten. Beim Arbeitskampf der GDL in Bayern sollen gestern laut Organisator Roland Müller in Nürnberg 430 bis 450 Bus-, U-Bahn- und Straßenbahnfahrer gestreikt haben. Die VAG schätzt hingegen die Gesamtzahl der GDL-Mitglieder auf höchstens 300, von denen sich am letzten Ausstand nur 70 bis 80 (von insgesamt 1200 VAG-Fahrern) beteiligt hätten.
Es war die dritte Aktion im laufenden Streit: Nach wie vor pocht die GDL auf fünf Prozent mehr Lohn und bessere Arbeitszeiten. Das größte Problem der Fahrer seien nämlich die geteilten Dienste: Obwohl die eigentliche Schicht nur 7,5 Stunden dauert, seien die VAGler „bis zu 13 Stunden unterwegs“: Auf vier Stunden Arbeit am Vormittag folge oft eine Pause von bis zu vier Stunden, bis es weitergehe.
GDL verzeichnet Zulauf von ver.di-Mitgliedern
Dies sei auch der Grund, warum der Gewerkschafts-Zwerg die Arbeitnehmer-Front mit ver.di aufgekündigt habe: „Die vertreten bei der VAG hauptsächlich die Angestellten in den Büros.“ Und die sind von geteilten Diensten natürlich nicht betroffen. Dafür verzeichne die GDL in den letzten Wochen laut Müller enormen Zulauf ehemaliger ver.di-Mitglieder: „Locker 20 bis 30 Mann pro Woche allein in Nürnberg“, behauptet er.
Die VAG lässt den Vorwurf unfairer Arbeitsbedingungen nicht auf sich sitzen und kontert mit Zahlen: „80 Prozent der Dienste haben eine Gesamtdauer von unter zehn Stunden“, heißt es in einer Pressemitteilung. Weiter: „Neun Prozent der Dienste dauern im Busbereich 12 bis maximal 13,5 Stunden“, im Straßenbahnbereich seien es fünf Prozent und im U-Bahn-Bereich nur ein Prozent.
Die U-Bahn war nur leicht verspätet
Die GDL lassen diese Argumente kalt: „Wir machen mit Streik-Aktionen weiter, bis sich die Arbeitgeber wieder an den Verhandlungstisch setzen“, sagt Müller kämpferisch.
Indes klagen die Arbeitgeber zwar über „gewerkschaftliche Machtpolitik auf Kosten der Allgemeinheit“ – können aber die meisten Ausfälle gut kompensieren: Die U-Bahn fuhr nur leicht verspätet, Busse und Straßenbahnen kamen bis zu eine Stunde zu spät. Steffen Windschall