Gewerkschafts-Chef: "Polizeibashing ist angesagt"

München (dpa/lby) - Die bayerische Polizei hat nach Ansicht des Gewerkschaftsvorsitzenden Jürgen Köhnlein kein Rassismusproblem. "Polizeibashing ist derzeit angesagt und bringt Klicks", sagte der Vorsitzende des Bayerischen Landesverbandes der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) im Interview des "Straubinger Tagblatt" (Mittwochsausgabe). "Wir haben hier ein Empfindungsproblem, kein mit Fakten hinterlegtes Problem", betonte er. "Die stetige Diskussion um latenten Rassismus, übermäßige Polizeigewalt, Racial Profiling und Stammbaumforschungen nährt aber den Boden für Spekulationen und haltlose Verdächtigungen und bedient den aktuellen Mainstream."
Der Fall eines 63 Jahre alten Ex-Polizisten aus Landshut, der im Zusammenhang mit der rechtsextremen Drohschreiben-Serie "NSU 2.0" vorübergehend festgenommen wurde, aber bestreitet, damit etwas zu tun zu haben, sei ein Einzelfall, betonte Köhnlein in dem Interview. "Einzelfälle sind immer möglich, jedoch verwehre ich mich gegen einen Vorwurf von latentem Rassismus und struktureller rechter Tendenzen bei der bayerischen Polizei."
Er habe aber durchaus Verständnis dafür, dass die Polizei in der Affäre um "NSU 2.0" kritisch beäugt werde. "Seit dem Bekanntwerden, dass von einem Polizeicomputer in Hessen relevante Daten abgezogen wurden, steht die Polizei im Fokus", sagte Köhnlein. "Das wirft ein schlechtes Licht auf den Polizeiapparat und die Menschen, die täglich ihren schweren Dienst verrichten. Das muss dringend und schnell aufgeklärt werden. Nicht zuletzt, damit wieder Ruhe einkehren kann."