Gewerkschaften fordern mehr Solidarität
München (dpa/lby) - Zum Tag der Arbeit fordern die Gewerkschaften in Bayern mehr Geld für Krankenschwestern und Polizisten, Eltern und Kurzarbeiter - und für den Klimaschutz. Weil die in rund 100 Städten geplanten Kundgebungen am 1. Mai wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden können, gibt es heuer nur kurze Videobotschaften.
Bayerns DGB-Chef Matthias Jena verlangte am Mittwoch mehr Geld für systemrelevante Berufe: "Pflegepersonal, Krankenschwestern, aber etwa auch Beschäftigte bei Polizei und Feuerwehr brauchen endlich eine deutlich bessere Entlohnung." Wirklich systemrelevant seien "nicht die Manager, die fünf, zehn oder gar fünfzehn Millionen pro Jahr kassieren", sondern "die Menschen, die sich um unsere Gesundheit und unsere Sicherheit kümmern".
Den Solidaritätszuschlag ganz abzuschaffen, wie von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vorgeschlagen, "würde hauptsächlich den Großverdienern in die Karten spielen", sagte der Gewerkschafter. Notwendig sei dagegen eine sofortige Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf mindestens 80 Prozent. Die Bundesregierung will Beschäftigten ab dem 7. Monat in Kurzarbeit 80 Prozent des Nettolohns zahlen, Kurzarbeitern mit Familie 87 Prozent. Jena sagte, 700 Euro Kurzarbeitergeld reichten einem Kellner in keiner bayerischen Stadt zum Leben.
Der Staat investiere Milliarden, um die Betriebe durch die Krise zu bringen - zu recht. Aber "es kann nicht sein, dass Unternehmen unterstützt werden, die ihre Beschäftigten entlassen, große Dividenden an Aktionäre auszahlen oder ihren Sitz in einer Steueroase haben", sagte der DGB-Landesvorsitzende.
Die IG Metall Bayern sieht in der Corona-Krise auch eine Chance für einen ökologischen Wandel. In einer Videobotschaft zum Tag der Arbeit sagte Bezirksleiter Johann Horn: "Der Staat wird riesige Geldsummen aufbringen, um unsere Wirtschaft und Gesellschaft wieder ins Laufen zu bringen. Wir müssen das Geld so einsetzen, dass wir den Klimawandel stoppen und einen fairen Wandel in Gang setzen können." Notwendig seien klimafreundliche Konjunkturprogramme und massive Investitionen in erneuerbare Energien.
Die Beschäftigten dürften aber nicht unter die Räder kommen: "Wir wollen Investitionen in Zukunftstechnologien, damit die Arbeitsplätze der Zukunft bei uns entstehen. Wir wollen Beschäftigungsgarantien, Weiterbildung und soziale Sicherheit für die Beschäftigten", sagte Bayerns IG-Metall-Chef.
Die stellvertretende DGB-Landesvorsitzende Verena Di Pasquale forderte mehr finanzielle Hilfen für Eltern und Pflegende. Wer zuhause Kinder betreuen oder Angehörige pflegen müsse, bekomme nur sechs Wochen lang 67 Prozent des Nettogehalts. "Auch sie benötigen mindestens 80 Prozent des ausgefallenen Nettoverdienstes, und zwar für die gesamte Dauer der behördlich angeordneten Schließungen", sagte die Gewerkschafterin.
Als Hauptredner hatte der DGB Bayern den Verdi-Bundesvorsitzenden Frank Werneke auf dem Münchner Marienplatz erwartet. Auch er hat eine Grußbotschaft per Video angekündigt.
Die im DGB organisierten Gewerkschaften im Freistaat haben rund 806 000 Mitglieder. Die größte Einzelgewerkschaft in Bayern ist die IG Metall mit gut 380 000 vor Verdi mit 230 000 Mitgliedern.