Getöteter Staatsanwalt: Er gehörte zu den Besten
Tilman Turck (†31) war einer der talentiertesten Juristen Bayerns, arbeitete an seiner Promotion und durfte zur Elite-Uni nach New York – für kleine Fälle war er sich trotzdem nicht zu schade.
MÜNCHEN - Er war jung und lebte für seinen Beruf. Jahrelang gab Tilman Turck im Studium, als Doktorand, bei Praktika oder bei Auslandsaufenthalten alles, auf ihn wartete eine glänzende Karriere als Jurist. Dann kamen die Schüsse von Dachau – und löschten alle seine Träume und Hoffnungen aus.
Tilman Turck gehörte zu den besten Jung-Juristen Bayerns. Der Student der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) schloss sein Erstes Staatsexamen im Jahr 2005 mit 12,58 Punkten, das entspricht der Note „gut” und ist bei Jura-Abschlussprüfungen ein äußerst guter Wert. Damit gehörte Turck zu den oberen zwei Prozent seines Jahrgangs. Auch sein Zweites Staatsexamen bestand er 2007 mit einem sagenhaften Ergebnis, mit 12,79 Punkten war er der Drittbeste von insgesamt 646 Teilnehmern.
Nach diesen beeindruckenden Noten schien auf Turck eine steile Karriere zu warten: Nach dem Examen war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Rechtsinstitut der LMU, schrieb an seiner Doktorarbeit. Thema: „Priorität im europäischen Insolvenzrecht”.
Vergangenes Jahr nahm er an einem Programm des renommierten Jura-Instituts der New York University in Manhattan teil. Die Privat-Uni gehört zu den besten 25 der USA. Dort machte Tilman Turck seinen „Master of Law”.
Erst an der Fifth Avenue, dann an der Arnulfstraße
Die USA und München waren wichtige Lebensmittelpunkte für ihn. Schließlich war Turck nach AZ-Informationen mit einer US-Amerikanerin verheiratet. Aus Liebe zog sie mit ihm nach München und arbeitet jetzt in den Büros einer großen international tätigen Kanzlei.
Auch in München selbst hatte Turck Familie, seine Mutter lebt in Schwabing. 2011 nahm der junge Hoffnungsträger seine Arbeit bei der Staatsanwaltschaft München II auf.
Sie ist für das Umland und einen großen Teil von Oberbayern – also auch für Dachau – zuständig. Statt in der Fifth Avenue in New York lief Turck auf einmal durch die Arnulfstraße am Hauptbahnhof, wo die Büroräume der Staatsanwaltschaft II liegen.
Auch die Gerichtsfälle, die er als Neuer betreuen musste, waren nur wenig glamourös. Im Juni 2011 etwa hatte Tilman Turck eine Verhandlung in Murnau. Es ging um eine Disco-Schlägerei.