Gesundheitswesen auf Corona-Notfallbetrieb umgestellt

Die Corona-Pandemie schreitet so rasant voran, dass für Bayerns Gesundheitswesen ab sofort nur noch eine einzige Priorität gilt.
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Ein Schild mit der Aufschrift "Kein Zugang zur Isolation" ist auf der Sonderisolierstation im Klinikum Schwabing zu sehen. Foto: Sven Hoppe/dpa/Archiv
dpa Ein Schild mit der Aufschrift "Kein Zugang zur Isolation" ist auf der Sonderisolierstation im Klinikum Schwabing zu sehen. Foto: Sven Hoppe/dpa/Archiv

München (dpa/lby) - Die Staatsregierung bereitet sich angesichts der rasant steigenden Zahl der Coronavirus-Infektionen auf einen drohenden medizinischen Ausnahmezustand vor. "Die Krankenhäuser werden speziell auf die Corona-Herausforderung komplett ausgerichtet", kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag in München an. "Es ist wichtig, dass alle Kliniken sich darauf einstellen." Auch allgemeine Arztpraxen und Rehakliniken werden einbezogen, Unikliniken komplett von Forschung auf Versorgung umgestellt. Medizinstudenten, Ärzte im Ruhestand und Mediziner in Elternzeit sollen für die Gesundheitsversorgung angestellt werden. "Wir müssen uns klar machen: Es werden Menschen sterben", so Söder.

Die Testkapazitäten sollen ausgebaut werden - aber gezielt: "Wir werden die Tests nur noch dort machen, wo wirklich Symptome da sind, da ansonsten die Testverfahren überlastet würden", erklärte der CSU-Chef. Die Staatsregierung will zudem Gesundheitsämter und die Besetzung der Notfallnummern personell deutlich verstärken.

Für den Extremfall von Masseninfektionen sind nach den Worten von Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) auch temporäre Notfallkliniken in Messehallen denkbar: "Wir müssen uns auf alles vorbereiten, auch auf die Thematik." Zuerst müssten aber die Krankenhäuser gestärkt und unterstützt werden.

Anlass ist die exponentielle Verbreitung der Epidemie - dies bedeutet, dass sich die Fallzahlen jeweils im Abstand weniger Tage verdoppeln. Am Montagmorgen sei die Zahl der gemeldeten Infektionen auf 1034 gestiegen, sagte Huml. "Wenn's rechnerisch so weitergeht, hätten wir bis zum nächsten Wochenende schon mehrere Tausend Fälle."

Bundesweit hat sich die Zahl der gemeldeten Fälle innerhalb einer guten Woche von 7. bis 15. März in etwa versechsfacht - bei unverminderter Ausbreitung könnte in Bayern bis Monatsende eine Zahl von über 10 000 Infektionen erreicht sein. "Deswegen sind wir zu diesen Maßnahmen so entschlossen, weil eben die Zahlen so ansteigen", sagte Huml zur Ausrufung des Katastrophenfalls. Eine Prognose, wie viele Menschen in Bayern sich insgesamt anstecken könnten, ist nach Humls Worten nicht möglich.

In Bayerns Krankenhäusern gibt es knapp 4000 Intensivbetten, von denen laut Staatsregierung im Schnitt etwa 20 Prozent nicht belegt sind. Das würde rechnerisch 800 Intensivbetten entsprechen, die bei normaler Belegung der Stationen für Coronapatienten mit schwerem Krankheitsverlauf frei wären. Die Kliniken treffen daher Vorbereitungen, um die Kapazität der Intensivstationen für Coronapatienten zu erhöhen. "Viele Krankenhäuser hätten bereits Notfallpläne, andere erarbeiten diese derzeit", sagte Huml. Die Staatsregierung geht davon aus, dass die vorhandenen Intensivbetten auch alle mit Beatmungsgeräten ausgestattet sind.

Benötigt werden aber zusätzliche Beatmungsgeräte. Für diese brauche es "eine gewisse Meldepflicht, um schauen zu können, wo welche wie viel vorhanden sind", sagte Huml. Söder appellierte an Bayerns Ärzte, sowohl Behandlungskapazitäten als auch Atemgeräte zu melden und bei Bedarf zur Verfügung zu stellen. Der CSU-Chef nannte explizit Schönheits- und plastische Chirurgen.

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