Gestrandet im Paradies

Familie Biebl aus Egloffstein ist auf die Traum-Insel Margarita ausgewandert – und durchlebt dort einen Albtraum.
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Erlitten Schiffbruch in Venezuela: Katrin (2.v.li.) und Karl (2.v.re.) Biebl mit ihren Kindern Dennis (13), Yvonne (22), Maximilian Marlin (6) und Kevin (15).
Janus TV/Kabel1 Erlitten Schiffbruch in Venezuela: Katrin (2.v.li.) und Karl (2.v.re.) Biebl mit ihren Kindern Dennis (13), Yvonne (22), Maximilian Marlin (6) und Kevin (15).

Familie Biebl aus Egloffstein ist auf die Traum-Insel Margarita ausgewandert – und durchlebt dort einen Albtraum.

NÜRNBERG/PORLAMAR Viele Zuschauer der Auswanderer-Dokusoap „Mein neues Leben XXL“ auf Kabel1 dürften aus allen Wolken gefallen sein: Statt des „neuen Lebens XXL“ waren die Biebls aus Egloffstein im „neuen Leben XXS“ gelandet: Auf der Karibik-Insel Margarita fristet die sechsköpfige Familie ihr Dasein in einer Wellblechhütte – ohne Betten, ohne Möbel, ohne Waschmaschine – der einzige „Luxus“: ein WC.

Vor drei Jahren hatten die Biebls – Mutter Katrin (41), Vater Karl (42), die Kinder Yvonne (22), Kevin (15), Dennis (13) und Maximilian Marlin (6) – ihr Hab und Gut verkauft, die letzten Ersparnisse zusammengekratzt und waren mit Kumpel Thomas (42) nach Venezuela ausgewandert. „Wir waren dort zuvor im Urlaub“, berichtet Katrin, die vom „einfachen, günstigen Leben“ auf der Isla Margarita begeistert war.

Das Geld investierten sie in ihren Traum vom eigenen Restaurant – der ein Traum bleiben sollte. „Wir wurden betrogen“, erklärt Katrin gegenüber der AZ. Keiner der Erwachsenen bekam einen Fuß auf den Boden. Karl und Kevin schlagen sich mit Tagelöhner-Jobs auf dem Bau durch, Katrin und Yvonne verkaufen Seeigel an Touristen, die Freund Thomas, ein ausgebildeter Rettungsschwimmer, aus den Fluten taucht.

"Lieber arm in Venezuela als arm in Deutschland“

Ihm erging es fast noch schlimmer als den Biebls – der frühere Vize-Chef des Forchheimer Roten Kreuz lebt als Obdachloser am Strand. Der Auswanderer-Traum wurde zum Albtraum!

Auch die Biebls waren ein paar Monate lang ganz ohne Bleibe – mit schlimmen Konsequenzen: Die venezolanischen Behörden wurden aufmerksam und entzogen den Eltern die beiden Jüngsten, Dennis und Maximilian Marlin. Erst als die Biebls ihre karge Hütte beziehen konnten, durften die Jungs aus dem Heim zurück zu ihrer Familie.

Über andere Auswanderer wurde die Münchner TV-Produktionsfirma „Janus TV“ auf das Schicksal der Egloffsteiner aufmerksam und drehte eine Folge mit ihnen. Ihre prekäre Situation indes verbesserte die TV-Sendung nur sehr kurzfristig: Für die Aufwandsentschädigung kauften sich die Biebls Matratzen und einen Fernseher. Ein Woche lang schliefen sie weich und konnten sich durchs venezolanische TV-Programm zappen – bis bei ihnen eingebrochen wurde und das neu erstandene Hab und Gut und die letzten Bar-Beträge geklaut wurden. „Alles ist weg“, sagt Katrin Biebl – und ist völlig ratlos, wie es weitergehen soll.

Über eine Rückkehr nach Deutschland haben sie wohl schon nachgedacht – die Idee aber verworfen: „Wir wissen, wie es ist, in Deutschland arm zu sein“, sagt Katrin, deren Mann mit seinem Lkw-Unternehmen Pleite gegangen ist. Die Biebls wollen kein HartzIV und nicht als mittellos stigmatisiert sein – „lieber arm in Venezuela als arm in Deutschland“, findet auch Tochter Yvonne, die – obschon erwachsen – bei ihren Eltern und Geschwistern bleiben will. „Wir glauben weiter an unseren Traum mit dem Restaurant“, bekräftigt Katrin.

Auch wenn er wohl in Zukunft nur ein Traum bleiben wird.

Steffen Windschall

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