Gestatten, „Sir“ Arthur: Er ist Frankens schillerndster Gauner

Diesmal steht der fidele Rentner (69) wegen Drogenhandels vor dem Amtsgericht.
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Auch vor Gericht bester Laune: „Sir“ Arthur M. soll mit Drogen gehandelt haben.
bayernpress.com Auch vor Gericht bester Laune: „Sir“ Arthur M. soll mit Drogen gehandelt haben.

Diesmal steht der fidele Rentner (69) wegen Drogenhandels vor dem Amtsgericht.

NÜRNBERG Straftätern, die vor Gericht ihr ganzes Leben ausbreiten müssen, sind wildfremde Zuhörer eher ein Dorn im Auge. Bei „Sir“Arthur (69) ist das ganz anders. Der schrille Dauerkunde der Justiz hat ein auserlesenes Publikum vom Knast aus per Ansichtskarte sogar extra zum Prozess eingeladen.

Kusshändchen für die Freundin, Schulterklopfen für den Anwalt

Seine Vorstrafenliste, die bis in die 60er Jahre zurück reicht, weist eine erstaunliche Bandbreite auf. Sie reicht von Betrügereien bis hin zur Fälschung technischer Aufzeichnungen, von Eigentumsdelikten bis zu Drogengeschäften. In dem ellenlangen Ausdruck aus dem Bundeszentralregister findet sich auch sein spektakulärster Coup. Mitte der 90er Jahre war der selbst ernannte „Adelige“ der Kopf einer Bande, die das Schloss in Artelshofen (Kreis Nürnberger Land) um Kunstwerke im Millionenwert erleichterte.

Irgendeine Form von Zerknirschung, weil der Kunstraub für ihn im Gefängnis endete, war „Sir“ Arthur damals nicht anzumerken. Ganz im Gegenteil. Den Gerichtssaal betrat er breit grinsend und mit zum Victory-Zeichen gespreizten Fingern. Nicht viel weniger theatralisch, mit Kusshändchen für die Freundin und Schulterklopfen für seinen Anwalt Ingo Schmitt-Reinholtz, geriet auch das neueste Kapitel seiner persönlichen Geschichtsschreibung.

Was er von den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft hält, die ihm einen regen Handel mit Drogen (Amphetamin, Cannabis) unterstellt, teilte „Sir“ Arthur M. dem Gericht bereits vorher in einem Schreiben mit. „Man sollte mal“, ist dort zu lesen, „die staatsanwaltschaftlichen Hilfs-Sherriffs fragen, ob die vielleicht von meinem sichergestellten Gras (Marihuana) total bekifft sind.“

Hat er in einem Weinberg 40 Kilogramm Kokain vergraben?

Auf einer Tüte, in der sich knapp 100 Gramm Marihuana befanden, wurden seine Fingerabdrücke sichergestellt. Außerdem gibt er zu, dass 200 Gramm Amphetamin, die im Kühlschrank seiner Freundin in der Nürnberger Südstadt sichergestellt wurden, ihm gehörten. „Sir“ Arthur war bei Ermittlungen im Drogenmilieu aufgefallen und kurz vor Weihnachten verhaftet worden. Geht man davon aus, dass die Ermittler glauben, „Sir“ Arthur hat in einem Weinberg 40 Kilogramm Kokain vergraben, war der Fahndungserfolg tatsächlich eher gering.

Mit auf der Anklagebank landete auch Richard S. (48), der nach Einschätzung der Ermittler der Drogenlieferant von „Sir“ Arthur gewesen sein soll. Beide streiten das ab und sorgen so für einen Prozess, der sich in die Länge zieht.

Arthur, der auch schon als handelnde Figur in einen Roman einging, macht es der Justiz nicht leicht. „Die Drogen, so ließ er durch seinen Anwalt wissen, „nehme ich nur zur Bekämpfung von Schmerzen und Depressionen.“ Zum Beweis legte er zwei Atteste vor, denen zu entnehmen ist, dass der „Sir“ an Krebs leidet. Ob ihn das vor einer Gefängnisstrafe bewahrt? Im Juni geht der Prozess erst einmal weiter.

Helmut Reister

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