Gesichts-Lieferant für die Lümmel von der x-ten Bank

Mit „Klasse Klasse“ startete das Nürnberger „licht.blicke“-Festival:Jubel im Hubertussaal.
von  Abendzeitung
Frei nach Lessings „Nathan“: Das Consol-Theater aus Gelsenkirchen spielt am 23. und 24. Oktober, jeweils 19 Uhr, im Hubertussaal.
Frei nach Lessings „Nathan“: Das Consol-Theater aus Gelsenkirchen spielt am 23. und 24. Oktober, jeweils 19 Uhr, im Hubertussaal. © Gostner

NÜRNBERG - Mit „Klasse Klasse“ startete das Nürnberger „licht.blicke“-Festival:Jubel im Hubertussaal.

Größer kann der Andrang zum 5. Nürnberger Jugendtheaterfestival „licht.blicke“ gar nicht mehr werden als am Eröffnungsabend, wo im überfüllten Hubertussaal dicht gedrängtes Publikum dem Berliner Theater Strahl den Titel der Aufführung gern per Rückkoppelung bestätigte: „Klasse Klasse“.

Es geht um Typen-Erfahrungen aus der Schule, die so oder ähnlich jeder mit sich herumschleppt, notfalls als Rest-Rendite aus Pennäler-Filmen. Streber und Schläger, Blondinen und Brillenträger, Pauker und Putzfrauen – alle sind bei der wortlosen Comedy im nur bedingt überraschenden Einsatz.

Das Besondere ist nicht der letztlich doch recht wertfrei grinsende Blick auf die Lümmel von der x-ten Bank, sondern die Spielweise, die ihn lenkt. „Masken-Beatbox-Theater“ nennt sich das und Michael Vogel von jener Familie Flöz, die aus keinem Figurentheater-Festival mehr wegzudenken ist, hat als Regisseur und Gesichts-Lieferant die Ästhetik kurz mal ausgeliehen. Dazu treibt, was noch entscheidender für die Dynamik der locker festgeklopften Impro-Szenen ist, der Beatbox-Meister Daniel Mandolini (Mando) als fleischgewordener Soundtrack die Aktionen bravourös vorwärts.

So stimmig wie beim Flöz-Original, so hintersinnig entlarvend wirkt das Masken-Duplikat mit seiner fixierten Addition von Mienenspiel plus Körpersprache nicht, aber es macht Spaß – was der hereinbrechende Jubel bestätigte.

Bis 30. Oktober folgen noch elf Gastspiele, unter denen ein „Nathan“ aus Gelsenkirchen frei nach Lessing (23./24.10., jeweils 19 Uhr) und das einzige Tanz-Stück „Robinson & Crusoe“ aus Düsseldorf (am 28.10. um 10.30 Uhr und 14.30 Uhr) besonders auffallen. Lichtblickfang zwischen Erzähl-Performance und Poetry Slam. D.S.

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