Gesicht der Toten: Frauen im Wald ermordet

Zwei junge Frauen sind ermordet und im Wald verscharrt worden. Erst 16 Jahre später wird eine von ihnen identifiziert – und in ihre Heimat überführt.
von  Nina Job
Das Phantombild von Oltea Butan (†20).
Das Phantombild von Oltea Butan (†20). © Polizei

Zwei junge Frauen sind ermordet und im Wald verscharrt worden. Erst 16 Jahre später wird eine von ihnen identifiziert – und in ihre Heimat überführt

Dillingen - Sie lagen etwa 15 Meter von einem kleinen Weg entfernt im Wald. Ihr Mörder hatte Zweige von den Bäumen gebrochen und sie über die Leichen der jungen Frauen gelegt. Drei Monate lagen die Toten so im Waldstück „Heiligenholz“ bei Oettingen im Landkreis Donau-Ries – dann entdeckte ein Ehepaar am 19. September 1995 die inzwischen skelettierten Leichen beim Pilzesuchen.

Es dauerte weitere 16 Jahre, bis jetzt wenigstens eine der Toten identifiziert werden konnte. Doch wie die damals 20-jährige Rumänin zu Tode kam, wer sie ermordete und wer die andere Frau ist, die im Wald verscharrt wurde, ist noch immer ein Rätsel.

Am vergangenen Mittwoch war der Fall „Heiligenholz“ bereits zum zweiten Mal innerhalb von eineinhalb Jahren Thema in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“. Noch immer hoffen die Ermittler auf die entscheidende heiße Spur.

Schon früh war die Kripo davon ausgegangen, dass die Toten aus Osteuropa stammten. Die Kleidung ließ darauf schließen und eine Isotopenanalyse bestätigte es: Menschen nehmen Elemente – Isotope – aus ihrer Umgebung auf, die sich in den Haaren, Zähnen, Knochen und im Gewebe nachweisen lassen. Anhand von einem Isotopen-Atlas lässt sich rekonstruieren, in welchen Regionen sich ein Opfer in den letzten Wochen und Monaten aufhielt.

„Wir haben schon 1995 darum gebeten, Vermissten-Dateien in Osteuropa zu überprüfen. Doch die bisherigen Anfragen waren immer negativ“, sagte Dillingens Kripo-Chef Peter Timko zur AZ.

Doch eine Treffermeldung kam erst jetzt: Die dunkelhaarige Tote hieß Oltea Marlena Butan († 20) und kam aus Rumänien. Ein Abgleich von der DNA der Toten mit der DNA von Olteas Mutter bewies es.

Im Nachhinein ist erstaunlich, wie sehr ein Phantombild ihr ähnelte. Das Phantombild hatte eine Anthropologin und Rechtsmedizinerin aus Freiburg anhand der Schädelknochen erstellt.
Auch von der zweiten Toten erstellte die Medizinerin auf diese Weise ein Phantombild. Es wurde am Mittwoch erneut bei „Aktenzeichen“ gezeigt. Und dieses Mal meldete sich ein Anrufer, der glaubte, die Frau erkannt zu haben. Die Spur führt nach Sachsen, gilt aber bislang noch nicht als sehr vielversprechend.

Als sicher gilt, dass Oltea Marlena Butan zumindest gelegentlich als Prostiutierte arbeitete und gern per Anhalter fuhr. Sie und die andere Tote wurden in einem namenlosen Grab auf dem Oettinger Friedhof bestattet, das der Weiße Ring zahlte. Der Leichnam von Oltea Marlena Butan kann nun in ihre Heimat überführt werden.

 

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