Geschockte Quelle-Mitarbeiter: Hier melden sie sich arbeitslos

150 Stellenvermittler aus ganz Bayern helfen rund 4000 früheren Beschäftigten des Versandhauses beim Beantragen des Arbeitslosengeldes und bei der Jobsuche – aus der Region kommt große Solidarität.
von  Abendzeitung
Warten auf dem Weg in die Arbeitslosigkeit: die ehemaligen Quelle-Mitarbeiter werden von den Jobvermittlern zu ihren jeweiligen Ansprechpartnern gebracht.
Warten auf dem Weg in die Arbeitslosigkeit: die ehemaligen Quelle-Mitarbeiter werden von den Jobvermittlern zu ihren jeweiligen Ansprechpartnern gebracht. © bayernpress.com

150 Stellenvermittler aus ganz Bayern helfen rund 4000 früheren Beschäftigten des Versandhauses beim Beantragen des Arbeitslosengeldes und bei der Jobsuche – aus der Region kommt große Solidarität.

NÜRNBERG Vorneweg geht eine Frau mit einem roten Schild, hinten dran läuft ein gutes Dutzend Menschen. Was aussieht wie eine Führung für Touristen, ist Arbeitsvermittlung. Gestern startete in den Quelle-Großraumbüros die Agentur für Arbeit mit ihrer kurzfristig eingerichteten Vermittlungsstelle. Rund 4000 „Arbeitslosmeldungen“ müssen noch bis zum Ende der Woche aufgenommen werden. „150 Stellenvermittler aus ganz Bayern sind hier seit heute morgen um 8.30 Uhr bei der Arbeit“, sagte gestern der Regionaldirektor der Arbeitsagentur für Bayern, Rainer Bomba.

„Rund 800 Kunden“, schätzt er, wurden gestern aufgenommen. In der riesigen Kantine des Versandzentrums besuchen die Quelle-Mitarbeiter zunächst eine allgemeine Info-Veranstaltung, bevor es dann im Tross zum Ausfüllen der diversen Anträge geht. Überall stehen Pinnwände mit Hilfestellungen und offenen Stellenangeboten. „Alles ist gut organisiert und die Mitarbeiter sind nett und hilfsbereit“, erzählt Eva Maria R. (34), die gerade ihren Antrag ausgefüllt hat. Über 11 Jahre hat sie für den Versandhändler im Qualitätsmanagement gearbeitet. Jetzt ist sie traurig, dass ihre Zeit bei Quelle endet – aber trotzdem ist sie gefasst. So wie die meisten: „Die Quelle-Mitarbeiter sind alle sehr viel ruhiger und freundlicher als ich dachte. Ich habe mich schon auf Tränen und Verzweiflung eingestellt“, sagt zum Beispiel die Stellenvermittlerin Ceylan Serin.

Quelle-KiTas so gut wie gesichert

Die beiden Oberbürgermeister der Nachbarstädte Nürnberg und Fürth loben die Arbeit der Jobvermittler: „Das ist einmalig“, sagte der Fürther OB Thomas Jung. Noch begeisterter sind sie aber von der „überwältigenden Solidarität“ in der Region. „Wir arbeiten uns jeden Tag durch einen Wust von Faxen und Briefen, in denen uns andere Firmen entweder Jobs explizit für Quelle-Mitarbeiter, oder Rettungskonzepte für Teile des Unternehmens anbieten“, berichtet Nürnbergs OB Ulrich Maly. Über 110 Übernahme-Angebote für Mitarbeiter seien alleine am Wochenende bei der Stadt eingegangen.

Auch über der Hälfte der rund 150 Azubis sei zunächst geholfen, berichtete Bomba: „Sie schließen entweder ihre Ausbildung früher ab, oder wurden an andere Unternehmen vermittelt.“ Und auch für die ganz Kleinen gibt es einen Silberstreif am Horizont: „Die Quelle-KiTas sind so gut wie gesichert“, sagte Maly.mm

Mehr über den Ansturm auf die Agentur für Arbeit lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Dienstag, 27.10.

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