Germania Forchheim: „Die anderen Vereine sind neidisch"
Das Team steigt ab in die A-Klasse, leidet unter Schulden und dem Argwohn anderer Klubs. Wie es weitergeht, weiß Vereins-Boss Walenta noch nicht.
FORCHHEIM Für einen Fußballverein in der Kreisklasse 2 kann es ja eigentlich nichts Schöneres geben als Publicity. Sollte man meinen.
Dumm nur, wenn man – wie der 1.FC Germania 08 Forchheim – als schlechteste Fußballmannschaft in die Sport-Geschichte Deutschlands eingeht. Denn auch zu Saisonende hat sich bei der Rumpeltruppe nichts geändert: Mit einer Tor-Differenz von 5:495 trat die Mannschaft gestern gegen ihren letzten Gegner der Saison, den TSV Neuhaus, an.
Ein weiterer Nagel in der Anzeigetafel
Germania-Vorsitzender Lothar Walenta (65) stand in dieser Saison schon vor einigen Schwierigkeiten: Sollte er an der Anzeigetafel einen weiteren Nagel einschlagen, um zu gewährleisten, dass auch zweistellige Ergebnisse vermeldet werden können? Denn zweistellig verlor die Mannschaft, die sich zum Teil aus Freizeitkickern der Tresen-Mannschaft der Forchheimer Kneipe „Seitensprung“ rekrutiert, eigentlich immer. Mal 0:22, mal 0:25, und als Anfang Oktober endlich das erste Tor für Germania fiel, war der Jubel groß.
Die AZ hatte zu diesem Zeitpunkt schon über die Chaos-Kicker berichtet – und so für die erste Medienpräsenz gesorgt. „Der Rummel war schon interessant, wir sind ja keine Filmstars. Wir waren beim Günther Jauch, beim Kerner, bei Menschen 2008“, erzählt Walenta und seufzt. „Gebracht hat’s nichts.“ Mit „gebracht“ meint er, dass sich doch da ein Sponsor hätten finden können. Oder dass die Medien wenigsten ein bisschen was zahlen. Das nämlich unterstellen ihm die anderen Vereine: „Die sind neidisch und denken, wir sind Millionäre. Das ist Quatsch! Wir haben 100000 Euro Schulden.“
Und auch sonst verärgerten die Forchheimer die Gegner: „Beim letzten Spiel zum Beispiel, da wollte Höchstadt unbedingt 25 zu 0 spielen – die wollten das 500. Gegentor feiern – daraus wurde aber nix“, feixt Walenta. Sie kamen auf „nur“ 20 Tore.
"Da mussten wir sogar noch Strafe zahlen"
Ihn plagen Schulden und Spieler, die keine Lust mehr auf die sportlichen Prügel haben, die sie sich regelmäßig abholen. „Einmal traten nur noch fünf Spieler an. Da mussten wir sogar noch Strafe zahlen“, erinnert sich Walenta.
Wie es nun weitergeht, ist noch nicht klar. Nur eins: „Wir landen in der A-Klasse, tiefer geht’s nicht mehr.“ Ob er dann noch weitermachen will, weiß er nicht. „Mal sehen, wie das Sonntagsspiel läuft“, sagte er am Samstag.
Der Sonntag begann für ihn mit einer Zitterpartie: Um 13 Uhr waren erst drei Spieler gekommen. Doch dann mobilisierte sich die Truppe: 13 Mann stark fuhren sie gestern nach Neuhaus. Nach zwei Platzverweisen – auch der Torwart flog raus – spielten sie zu neunt. Dafür klingt das Ergebnis fast wie ein Sieg: Die Partie endete 0:13.
sw
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