Gericht: Silvesterrakete setzt Wald in Brand - Wallgauer muss zahlen

Silvester 2006 hat Ralf B. (Name geändert) mit nur einer Rakete rund drei Hektar Wald bei Mittenwald angezündet - das löste einen riesigen Rettungseinsatz in neun Gemeinden aus. Das Bayerische Verwaltungsgericht verdonnerte Ralf B. (Name geändert) am Mittwoch dazu, den Schaden zu zahlen.
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Teures Silvester: Ein 35-Jähriger muss für einen Großbrand haften - oder besser: Seine Haftpflicht.
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Feuerwehrler Josef Geschwendtner: "Wir hatten kein Wasser."
az 2 Feuerwehrler Josef Geschwendtner: "Wir hatten kein Wasser."

MÜNCHEN/GARMISCH - Silvester 2006 hat Ralf B. (Name geändert) mit nur einer Rakete rund drei Hektar Wald bei Mittenwald angezündet - das löste einen riesigen Rettungseinsatz in neun Gemeinden aus. Das Bayerische Verwaltungsgericht verdonnerte Ralf B. (Name geändert) am Mittwoch dazu, den Schaden zu zahlen.

Nur drei Meter stieg die Silvesterrakete auf, setzte dann seinen Weg im 90-Grad-Winkel fort und explodierte in einem dichten Gehölz. Lichterloh berannte binnen Sekunden Sträucher und kleine Bäume. Allein der Feuerwehreinsatz kostete 60 000 Euro.

Gestern wurde der Fall vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht verhandelt. Die Frage: Muss Ralf B. (35, Name geändert) für den Schaden aufkommen, weil er die Rakete gezündet hat. Es passierte in der Silvesternacht 2006/2007. Ralf B. aus Wallgau (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) zog mit Freunden und Familie auf den Krepelschroffen (1160 Meter). Um Mitternacht ließen sie dann ihre Silvesterraketen auf einem Feldweg aufsteigen. Die Rakete steckte in einer Sektflasche, als sie Ralf B. zündete.

Eine Rakete, neun Feuerwehren und 250 Einsatzkräfte

Zunächst versuchte Ralf B. und seine Freunde das Feuer zu löschen. Aber das brennende Gestrüpp und Gehölz wurde immer größer. Ralf B. alarmierte über sein Handy die Feuerwehr. Neun Feuerwehren aus Wallgau, Grün, Jachenau, Walchensee, Garmisch, Mittenwald, Garmisch-Partenkirchen, Farchant und Partenkirchen kamen zum Einsatzort. In der Luft kreiste ein Polizeihubschrauber. Insgesamt waren 250 Mann im Einsatz. Josef Geschwendtner, der damalige Einsatzleiter von der Feuerwehr Mittenwald, sagte: „Der Brand war deshalb so schwierig, weil wir oben am Berg kein Wasser hatten. Wir müssten eine 300 Meter lange Leitung legen.“

Erschwerend hinzu kam noch die Wetterbedingungen: Es war eine milde Föhnnacht. Wiesen und Wälder waren extrem trocken, weil es lange nicht mehr geregnet hatte. Bis morgens um vier Uhr war die Feuerwehr im Einsatz. Rund eineinhalb bis drei Hektar Gehölz wurden vernichtet.

Ralf B., der zum Prozess nicht erschien ist, ist zum Glück haftpflichtversichert. Die HDI-Gerling muss letzten Endes den Schaden bezahlen. Thomas Berscheid von der HDI-Gerling Versicherung meinte: „Herr B. hat nicht grob fahrlässig gehandelt. Die Rakete war auch kein Billigprodukt, sondern wurde in Deutschland produziert.“

Richter: Ralf B. wusste, welche Gefahr für den Wald herrschte

Der Vorsitzende Richter Gerhard Wiens sagte, war anderer Meinung - und hält Ralf B. für verantwortlich:: „Er ist Einheimischer und wusste, dass Föhn mit Wind verbunden ist.“ Außerdem habe er die Rakete zu nah am Wald (60 Meter entfernt) gezündet und er habe gewusst, dass auf dem Berg kein Wasser ist, falls es zum Brand kommen sollte.

Zunächst hatte nur die Gemeinde Mittenwald geklagt und verlangt 12 844,33 Euro. Gemeindenanwältin Kerstin Funk: „Die anderen acht Gemeinden werden sich jetzt unserer Klage anschließen."

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