Generalvikar äußert sich zu Missbrauchsstudie

Der Generalvikar des Erzbischofs von München, Peter Beer, nimmt Stellung zur Missbrauchsstudie. Er spricht von "unerträglicher Heuchelei" und kritisiert die Unaufrichtigkeit der Kirche.
von  rus
Peter Beer: Als Generalvikar unterstützt er den Bischof bei all seinen Leitungsaufgaben.
Peter Beer: Als Generalvikar unterstützt er den Bischof bei all seinen Leitungsaufgaben. © dpa

München - Deutliche Worte findet Peter Beer (52), Generalvikar im Erzbistum München und Freising in einem Interview, das das Bistum auf seiner Homepage veröffentlicht hat. Beer erläutert mögliche Gründe für den tausendfachen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche, wie ihn die Studie der Bischofskonferenz offen gelegt hat. Er sei "wütend über die Täter" und er schäme sich für jene, die Verbrechen vertuscht haben. Beer wirbt für einen Strukturwandel in der Kirche. Wo niemand kontrolliert werde, sei das Missbrauchspotenzial hoch: "In dieser Hinsicht ist es wichtig, auf allen Ebenen der Kirche gegen Willkür, Beliebigkeit und Intransparenz konsequent vorzugehen", sagt er.

Sicherstellen, dass "der Zölibat nicht nur eine Flucht vor der eigenen Sexualität oder der Welt ist"

Dass der Zölibat ein Grund für den gehäuften Missbrauch sei, sagt er zwar nicht. Doch Beer meint, es brauche mehr Ausbildung und Begleitung, um sicherzustellen, dass "der Zölibat nicht nur eine Flucht vor der eigenen Sexualität oder der Welt ist" und als "Verlust an Leben" empfunden werde. Wenn das nicht gelinge, "sollte man es aber wirklich seinlassen". Männerbünde in der Kirche müssten aufgebrochen, Frauen gefördert und mehr in die Priesterausbildung einbezogen werden. Angesprochen auf die Sexualmoral der katholischen Kirche, die Vorschriften formuliere, an die sich die Priester offenbar selbst nicht halten, sagt der Generalvikar: "Wenn mehr oder weniger alle wissen, dass bestimmte Regeln und Vorschriften so gut wie gar nicht eingehalten werden, aber dennoch so getan wird, als würden sie selbstverständlich beachtet, dann ist das ein Ärgernis, eine nahezu unerträgliche Heuchelei." Das schade der Institution, die dadurch unglaubwürdig wird.

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