Gemein! Schaffner lässt Rolli-Fahrer einfach stehen

Hans-Günter Mattlat wurde erst nicht in den Zug gelassen – und dann bloßgestellt: „Wir haben Verspätung wegen eines Rollstuhlfahrers“
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In so einen modernen „Doppeldecker“ Waggon wurde Hans-Günter Mattlat vom Schaffner nicht gelassen – obwohl der Zug über eine automatische Rampe verfügt.
bayernpress 2 In so einen modernen „Doppeldecker“ Waggon wurde Hans-Günter Mattlat vom Schaffner nicht gelassen – obwohl der Zug über eine automatische Rampe verfügt.
„Wie komme ich da hoch?“ In Georgensgmünd gibt es nur einen Bahnsteig, der behindertengerecht ist.
bayernpress 2 „Wie komme ich da hoch?“ In Georgensgmünd gibt es nur einen Bahnsteig, der behindertengerecht ist.

Hans-Günter Mattlat wurde erst nicht in den Zug gelassen – und dann bloßgestellt: „Wir haben Verspätung wegen eines Rollstuhlfahrers“

NÜRNBERG „Bei der Deutschen Bahn fühlt man sich unerwünscht“, sagt Klaus-Günter Mattlat. Der 55-Jährige hat schlechte Erfahrungen mit dem Unternehmen gemacht, das gerne mit „immer mobil sein“ wirbt. Denn Klaus-Günter Mattlat sitzt seit einem Jahr im Rollstuhl. Deshalb braucht der Georgensgmünder Hilfe beim Einsteigen in den Zug. Normalerweise ist das kein Problem, die modernen „Doppeldecker“-Züge haben ausfahrbare Rampen. Doch am Montag um 7.49 Uhr ignorierte ihn ein Schaffner, ließ ihn rufend und winkend am Bahnsteig in Georgens-gmünd zurück.

Nicht der einzige beschämende Vorfall: Erst am Freitag zuvor stellte ihn ein Zugbegleiter im Regionalexpress nach Nürnberg bloß. Mattlat wurde zwar mitgenommen – allerdings widerwillig. Denn erst eine Durchsage des Zugführers veranlasste den Zugbegleiter, den Rollstuhlfahrer über die Rampe in den Waggon zu lassen. Dort motzte ihn der Schaffner laut Mattlat an, dass man „von Georgensgmünd keine Rollstuhlfahrer mitnehmen würde“.

Bahnsprecherin beteuert: „Das ist ein Einzelfall"

Dann wusste es auch der letzte Fahrgast im Zug, dass Mattlat an der fünfminütigen Verspätung Schuld war, „weil er einen Rollstuhlfahrer mitnehmen musste“, dröhnte es über den Lautsprecher. In Nürnberg schließlich wollte ihn der Zugbegleiter nicht mehr aus dem Zug lassen. Erst als sich Mitreisende beim Schaffner beschwerten, ließ er Mattlat aus dem Waggon.

Mattlat ist empört, hat bei der Deutschen Bahn eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht. Reaktion von Seiten der Bahn bis gestern? Fehlanzeige. Auf Nachfrage der AZ äußerte sich Bahnsprecherin Antje Bittner: „Das ist ein Einzelfall, so etwas habe ich bisher noch nicht gehört. Wenn sich aber herausstellt, dass es so gewesen ist, wie Herr Mattlat sagt, dann kann ich mich nur entschuldigen.“ Sie werde nun herausfinden, welche Schaffner den Rollstuhlfahrer am Bahnsteig zurückgelassen, bzw. ihn im Zug bloßgestellt haben. Warum Mattlat bisher noch keine offizielle Entschuldigung oder Stellungnahme der Bahn erhalten hat? „Das ist ja erst ein paar Tage her. Ein bisschen Zeit müssen Sie uns auch geben.“

Dass man bei Reisen mit der Bahn ein bisschen Zeit braucht, daran hat sich Klaus-Günter Mattlat schon längst gewöhnt. Will er nämlich von Nürnberg zurück nach Georgensgmünd, muss er bereits in Roth aussteigen. Denn in seiner Heimatstadt gibt es nur einen Bahnsteig, der behindertengerecht ist – und da hält der Zug bei der Rückfahrt nicht. Mattlat fährt dann mit dem Rollstuhl nach Hause – zwei Stunden lang.

M. Mai

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