Geltendorf: Schütze war ein gesuchter Räuber

 Eine Kontrolle durch die Polizei eskaliert: Der Täter schießt auf zwei Beamte - und kommt selbst ums Leben.
von  Nina Job
Hier passierte es: Ein Mann hat zwei Beamte angeschossen.
Hier passierte es: Ein Mann hat zwei Beamte angeschossen. © dpa

 Eine Kontrolle durch die Polizei eskaliert: Der Täter schießt auf zwei Beamte - und kommt selbst ums Leben. 

Geltendorf - Nach AZ-Informationen handelt es sich bei dem Schützen mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen gesuchten, hoch gefährlichen Räuber. Er soll in den vergangenen neun Monaten mindestens acht Lebensmittelgeschäfte und Tankstellen im Raum Fürstenfeldbruck überfallen und dabei auch scharf geschossen haben. Die Polizei nannte den Täter intern "Waldläufer", weil er oft zu Fuß in die Wälder flüchtete. Auch eine Sonderkommission in Fürstenfeldbruck trug diesen Namen.

Der "Waldläufer" soll eine ganze Serie von bewaffneten Raubüberfällen begangen haben. Darunter gleich drei Überfälle auf den Edeka in Geltendorf, einen bewaffneten Raub auf einen Backshop in Türkenfeld und einen Überfall auf eine Tankstelle in Inning. Bei seinen Überfällen trug der Räuber stets eine schwarze Sturmhaube, wie sie Motorradfahrer unter dem Helm tragen. Bei einer Tat schlug er eine Frau nieder, bei einem anderen Überfall feuerte er in die Decke, in einer Bäckerei zerschoss er eine Tasse.

Am 27. März, nach einem Raubüberfall auf eine Postagentur in einem Supermarkt in Grafrath, schoss der Räuber sogar auf einen Zeugen (61). Der Passant sah wie der Täter in olivgrüner Kleidung mit einer Waffe in der Hand aus dem Supermarkt flüchtete und nahm die Verfolgung auf. Er setzte sich in seinen roten A3 und folgte dem Räuber, der in ein Auto stieg und davon fuhr. Als der Räuber merkte, dass er verfolgt wurde, schoss er drei Mal auf den A3 des 61-Jährigen. Ein Geschoss durchschlug den Kotflügel und trat neben dem Lenkrad aus.

Die Polizei hat die Bevölkerung immer wieder vor dem "hochgefährlichen Täter" gewarnt. Sie riet dringend davon ab, ihn zu verfolgen. Wie gefährlich der Mann war, bestätigte sich am Samstag dramatisch. Er wollte zwei Polizisten erschiessen. Gegen 11.30 Uhr rief ein Anwohner aus Geltendorf bei der Polizei an. Ihm war ein Auto in einem Waldstück am S-Bahnhof Geltendorf merkwürdig vorgekommen. Der Minivan trug ein Bundeswehrkennzeichen und hatte Blaulicht auf dem Dach, im Fahrzeug saß ein Mann.

Gegen 12.30 Uhr wollten ein 43-jähriger Polizeihauptmeister und sein Kollege von der PI Landsberg den Fahrer kontrollieren. Als sie sich dem Auto näherten, eröffnete der Fahrer sofort das Feuer, die Polizisten schossen zurück. Bei dem Schusswechsel wurde der Polizeihauptmeister in der Bauchgegend getroffen und schwer verletzt. Der Beamte trug glücklicherweise eine Schutzweste - sie rettete ihm das Leben. Der verletzte Beamte wurde mit einem Hubschrauber in ein Münchner Krankenhaus geflogen. "Lebensgefahr besteht nicht", sagte Polizeisprecher Günther Beck am Samstagnachmittag. Der Streifenkollege des 43-Jährigen erlitt einen Schock.

Auch der "Waldläufer" wurde bei dem Schusswechsel von einer oder mehreren Kugeln getroffen. Zunächst lag der Mann mehrere Stunden leblos neben seinem Auto. Um seinen Bauch hatte er einen Gegenstand geschnallt, der wie ein Zeitzünder aussah. Zudem hielt der Mann etwas in der Hand, das einer Handgranate ähnelte. Aus Sicherheitsgründen wurden das Spezialeinsatzkommando und Sprengstoffexperten alarmiert.

Nach einem vierstündigen Nervenkrimi gab die Polizei Entwarnung. Bei dem umgeschnallten Gegenstand handelte es sich nicht um einen Zeitzünder, in der vermeintlichen Handgranate war nur Tränengas. Um 16.21 Uhr stellte ein Notarzt fest: Der Schütze aus dem Minivan ist tot. In dem Auto wurden mehrere Faustfeuerwaffen und Munition gefunden.

 

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