Geisterzug 20 Kilometer lang auf Abwegen

Allein auf weiter Reise: Ein Waggon eines Regionalzuges machte sich in Garmisch-Partenkirchen selbstständig und stoppte erst in Ohlstadt wieder. Zwei Weichen sind jetzt kaputt.
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Ganz ohne Zugfüher fuhr der Wagen los und stoppte erst nach 20 Kilometern wieder.
dpa Ganz ohne Zugfüher fuhr der Wagen los und stoppte erst nach 20 Kilometern wieder.

GARMISCH–PARTENKIRCHEN - Allein auf weiter Reise: Ein Waggon eines Regionalzuges machte sich in Garmisch-Partenkirchen selbstständig und stoppte erst in Ohlstadt wieder. Zwei Weichen sind jetzt kaputt.

Fast könnte es scheinen, als gäbe es bei der Deutschen Bahn (DB) zur Zeit anarchistische Umtriebe: Nachdem erst am Dienstag ein Intercity von seiner Strecke abwich und einen 40-minütigen Abstecher durchs Altmühltal unternahm, machte sich am Freitag ein Waggon ganz allein auf große Reise. 20 Kilometer rollte er wie von Geisterhand gelenkt von Garmisch gen Norden.

Die Uhrzeit wurde exakt festgehalten: Um 6.20 Uhr verselbständigte sich im Bahnhof Garmisch-Partenkirchen der Wagen eines Regionalzuges. Auslöser waren Rangierarbeiten, förderlich ein nicht zu unterschätzendes Gefälle. Zuerst kam der Waggon ganz gemächlich in Fahrt, doch dann war er erst einmal nicht mehr zu stoppen.

Er rollte und rollte und rollte

Auf der eingleisigen Strecke rollte und rollte und rollte er – an Burgrain vorbei, an Farchant, Oberau und Eschenlohe. Bis er schließlich im mehr als 20 Kilometer entfernten Ohlstadt ankam. Dort hatte sich die Fahrt des Waggons so verlangsamt, dass ein Fahrdienstleiter mutig aufsprang und die Handbremse zog.

Während seiner Reise herrschte entlang der Strecke rege Betriebsamkeit. Hektisch hatten die Arbeiter im Garmischer Bahnhof die Leitstelle verständigt. Sofort wurden alle neun Schranken entlang der Strecke geschlossen, auf den Bahnhöfen wurden Warnungen durchgesagt. Die Fahrgäste, die an den Bahnhöfen warteten, mussten derweil in Ersatzbusse umsteigen.

Erst in Ohlstadt war der Spuk vorbei

Um 9.05 Uhr war der Spuk vorbei: Der Zug stand wieder brav im Bahnhof, Bahnarbeiter inspizierten die Strecke, suchten nach Schäden. Sie stellten fest, dass zwei Weichen leicht beschädigt worden waren.

Wie es zu dem „Vorfall“ kommen konnte, wird nun von der Deutschen Bahn und der Bundespolizei genau untersucht. Eigentlich, so sehen es die Verordnungen der Bahn vor, müssen abgestellte Züge per Handbremse gesichert werden.

Möglicherweise war auch dieses Mal menschliches Versagen die Ursache: Der Intercity, der am Dienstag mit über hundert Fahrgästen statt über die Schnellbahntrasse nach Nürnberg auf eine kurvenreiche Nebenstrecke durchs Altmühltal fuhr, war durch einen Fehler im Stellwerk auf Abwege geschickt worden.

job

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