Geiselnahme im Straubinger Gefängnis

STRAUBING - Ein Häftling hat in der Justizvollzugsanstalt in Straubing am Dienstagabend mehrere Menschen in seine Gewalt gebracht. Ein Sondereinsatzkommando der Polizei ging in Stellung. Am späten Abend endete die Geiselnahme unblutig.

Nervenkrieg in der JVA Straubing. Ein 51-jähriger Häftling hat am Dienstagabend gegen 18 Uhr eine 49-jährige Anstaltstherapeutin in seine Gewalt gebracht und sich mit ihr in einem Raum verschanzt. Spezialkräfte der Polizei gingen in Stellung.

Um das Leben der Geisel nicht in noch größere Gefahr zu bringen, unternahmen weder die Sicherungsgruppe der JVA noch Beamte der örtlichen Polizei den Versuch, den Raum zu stürmen. Dafür gingen Spezialeinheiten in Stellung. Dazu gehören psychologisch geschulte Beamte. Sie sollen mit dem Geiselnehmer Kontakt aufnehmen und ihn zum Aufgeben überreden. Zusätzlich stand ein Spezialeinsatzkommando (SEK) aus München in Bereitschaft.

Bei dem Geiselnehmer soll es sich um einen 51 Jahren alten Mann handeln. Er habe die Frau in der sozialtherapeutischen Station überfallen, eine Abteilung, in der Strafgefangene untergebracht sind, die Sexualstraftaten begangen haben.

Die mehr als 100 Jahre alte JVA in Ostbayern ist das wichtigste Hochsicherheitsgefängnis im Freistaat. Es sitzen dort zum großen Teil Verbrecher mit besonders langen Haftstrafen ein. Mehr als ein Fünftel der rund 850 inhaftierten Männer sind wegen Mordes zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden. Zudem werden in Straubing Täter untergebracht, gegen die wegen ihrer Gefährlichkeit Sicherungsverwahrung verhängt wurde. Dem Vernehmen nach soll derzeit auch der Moshammer-Mörder Herisch A. in Straubing einsitzen.

Die Geiselnahme in Bayerns angeblich sicherstem Knast könnte zu einem Politikum im Freistaat werden. Zumindest ist er so brisant, dass Justizministerin Beate Merk (CSU) ihren Urlaub in Ägypten abbrechen und noch in der Nacht nach Bayern zurückkehren wollte.

Am späten Abend konnte die Geiselnahme unblutig beendet werden. Der Häftling gab auf, teilte ein Polizeisprecher mit. Die Geisel sei unverletzt und der Täter wieder in seiner Zelle. Das Messer, mit dem er die Frau bedroht hatte, wurde sichergestellt. Das Motiv des Mannes ist noch unklar.