Geheimplan: Region will Kulturhauptstadt werden
Der imageträchtige Titel soll ab dem Jahr 2020 nach Nürnberg geholt werden.
NÜRNBERG Den Titel hatte Nürnberg fast schon einmal. Der damalige OB Peter Schönlein (SPD) feierte 1995 bereits mit Nürnberger Bier und Krakauer Wurst die gemeinsame Bewerbung Nürnbergs mit der Partnerstadt Krakau als Kulturhauptstadt Europas.
Die Doppelbewerbung aus Polen und Deutschland wäre auch erfolgreich gewesen – wenn bei der Sitzung in Brüssel der Vertreter der Staatsregierung im entscheidenden Moment die Hand gehoben hätte. Doch Günther Beckstein (CSU) zuckte nicht einmal – und Weimar erhielt den Zuschlag! Jetzt bewirbt sich Nürnberg erneut um den Titel – diesmal als Metropolregion.
Nach der Pleite 1995 war der Chance für viele Jahre vertan, Nürnbergs Image europaweit aufzupolieren. Wie wichtig der Titel Kulturhauptstadt ist, zeigt zum Beispiel die Entwicklung von Nürnbergs schottischer Partnerstadt Glasgow. Sie mauserte sich von der krisengeschüttelten Industriestadt zur bunten Kulturmetropole – auch dank der üppig fließenden Fördermittel.
Im nächsten Jahr schärft der Ruhrpott als Kulturhauptstadt „Ruhr 2010“ sein ramponiertes Industrie-Profil – ein Vorbild für die Metropol-Bewerbung der Region.
Kulturreferentin Julia Lehner: „Das können wir auch.“
Nürnbergs Kulturreferentin Julia Lehner (CSU) hat sich auf einer Dienstreise nach Essen über das Projekt informiert. Ihr Kommentar mit Blick auf Bardentreffen und Klassik Open Air: „Das können wir auch.“ Ihr Erlanger Kollege Dieter Rossmeissl (SPD) war zuvor auf Dienstreise in Linz, der Kulturhauptstadt 2009.
Erlangens OB Siegfried Balleis (CSU) bestätigte gegenüber der AZ die Überlegungen: „Das wäre eine spannende Geschichte. Vor allem, wenn wir die Weltkulturerbestadt Bamberg und die Wagnerstadt Bayreuth mit einbinden!“ Mit seinem Nürnberger Kollegen Ulrich Maly (SPD) ist der Geheimplan bereits besprochen. Im Hintergrund laufen weitere Gespräche. „Das ist noch alles in einer frühen Phase“, so Balleis.
Frühestens 2020 wird sich die Metropolregion bewerben können. Bis dahin hat die EU die Länder bereits festgelegt, die die Kulturstädte benennen dürfen – immer ein „altes“ EU-Land und ein Beitrittsland.
2010 sind das neben Essen („Ruhr 2010“), Pécs in Ungarn und Istanbul in der Türkei. Im Jahr 2011 sind dann Turku in Finnland und Tallinn in Estland an der Reihe. 2019 läuft diese Regelung aus. mir/daer
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