Geheimes Gutachten: Delfin-Lagune im Tiergarten Nürnberg fehlerhaft geplant

Ein noch geheimes Gutachten zeigt, dass nicht nur der Bau der Delfin-Anlage in Nürnberg, sondern schon deren Planung fehlerhaft war.
von  Helmut Reister
Nicht ganz dicht: Die Delfin-Lagune im Nürnberger Tiergarten. (Archivfoto)
Nicht ganz dicht: Die Delfin-Lagune im Nürnberger Tiergarten. (Archivfoto) © dpa

Nürnberg - Eine Attraktion des Nürnberger Tiergartens sollte die Delfin-Lagune werden, ein Millionengrab wurde daraus. Wie aus einem noch unter Verschluss gehaltenen Gutachten hervorgeht, war die "Lagune" schon vor dem ersten Spatenstich ein Sanierungsfall.

Seit sechs Jahren läuft beim Landgericht ein Beweissicherungsverfahren (AZ berichtete). Die Stadt Nürnberg hat es in Gang gesetzt, weil sie wissen will, wer für das Leck im Becken veranwortlich ist, das eine millionenschwere Sanierung unumgänglich macht - und wer zu Schadensersatz herangezogen werden kann.

Der entscheidende Fehler ist beim Planungsbüro passiert

Ein vom Gericht beauftragter Gutachter hat diese Fragen in einer mehrere hundert Seiten starken Expertise schon vor längerer Zeit beantwortet.

Zwei zusätzliche Fragenkomplexe, zu denen er noch detaillierter Stellung nehmen musste, änderten zwar nichts an seiner grundsätzlichen Einschätzung, sorgten aber für zeitliche Verzögerungen.

Für den Gutachter steht fest, dass der entscheidende Fehler, der am Ende zu dem Leck - eine rundum führende Fuge am oberen Beckenrand - führte, bereits bei den Planungen des dafür zuständigen Planungsbüros gemacht wurde und somit programmiert war.

Nicht ganz unerheblich an den Mängeln beteiligt - etwa zu 30 Prozent - ist nach Einschätzung des Gutachters allerdings auch die bauausführende Firma.

Bis Ende dieses Monats läuft noch eine Frist, die in dem laufenden Verfahren weitere Stellungnahmen der beteiligten Parteien ermöglicht und weitere Verzögerungen auslösen kann. Ein schnelles Ende im Streit um die Verantwortlichkeiten ist aber ohnehin nicht zu erwarten.

"In dem Beweissicherungsverfahren", erklärt Justizsprecher Friedrich Weitner, "gibt es kein Urteil. Ziel ist es, die Grundlage für einen außergerichtlichen Vergleich zu schaffen." Zum Inhalt des Gutachtens will er sich nicht äußern.

Allein die bisher erstellten Gutachten kosten 400.000 Euro

Für die Stadt Nürnberg ist die Lagune ungeachtet möglichen Schadensersatzes in der "Leck"-Frage schon längst zu einem Fass ohne Boden geworden. Von den ursprünglich veranschlagten Kosten in Höhe von zehn Millionen Euro war schon lange vor der Eröffnung 2011 keine Rede mehr. Auf 32 Millionen waren die Baukosten innerhalb weniger Jahre bis zur Fertigstellung explodiert.

Planungsmängel, wie sie beim Beckenbau jetzt vom Gutachter konstatiert werden, trugen schon vorher zu diesem rasanten Anstieg der Lagune-Kosten bei. Der zwar zwingend notwendige, von den Planern aber nicht berücksichtigte und dann "nachgebesserte" Starkstromanschluss etwa schlug allein mit 1,2 Millionen Euro zusätzlich zu Buche. Auf die Höhe aller Kosten, die mit der Sanierung anfallen, will sich die Stadt nicht genau festlegen . "Zwischen 2,5 und sechs Millionen Euro", beziffert ein hochrangiger Mitarbeiter der Stadt den Rahmen. Eingerechnet in den Betrag ist auch noch die Sanierung des bröckelnden Betons in den Becken und andere Mängel.

Wer am Ende besonders tief in die Tasche greifen muss, ist noch nicht abschätzbar. Billig ist es auf keinen Fall.

400.000 Euro, heißt es von Seiten der Stadt, wurden bisher allein für die Gutachten ausgegeben.

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