Geheimagenten-Studiengang in Neubiberg: Was lernen Spione?

Neubiberg/Haar - Wer gerne einmal James Bond sein möchte, bekommt künftig auch noch das ideale Handwerkszeug dazu: Denn ab sofort gibt es im Landkreis München einen Masterstudiengang extra für Geheimdienste: "Intelligence and Security Studies".
35 Studenten nutzen seit Montag das Angebot der Bundeswehr-Universität in Neubiberg und der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Haar. Wer sie sind, ist allerdings geheim – schließlich spielt sich ja auch ihre Arbeit meist im Verborgenen ab. Abhören, Beschatten oder Schießen lernen die Studierenden allerdings nicht – entweder können sie es schon längst oder sie brauchen diese Fähigkeiten nicht. "Die Studenten sind alle Angehörige der Bundeswehr oder Mitarbeiter der Nachrichtendienste", sagt Michael Brauns, Sprecher der Bundeswehr-Universität.
Cybersicherheit gewinnt an Stellenwert
Der Fokus des zweijährigen Masterstudiums liegt auf mehreren Bereichen: der Big-Data-Analyse – dabei geht es um die Auswertung und Archivierung von riesigen, komplexen und teils auch schlecht strukturierten Datenmengen –, auf Internationaler Politik – beispielsweise, wo warum welche Krisenherde entstehen und womit die Konflikte zusammenhängen – sowie auf Cybersicherheit, quasi die Verteidigung elektronischer Systeme und ihrer Inhalte. "Das fängt schon im Kleinen an und geht beispielsweise bis zu möglichen Angriffen auf die sogenannte Kritische Infrastruktur wie Atom- oder Wasserkraftwerke", so Brauns.
Grundsätzlich gewinnt Cybersicherheit an Stellenwert innerhalb der Bundeswehr: So gibt es neben den Organisationsbereichen Heer, Marine, Luftwaffe, Sanitätsdienst und der für Logistik zuständigen Streitkräftebasis mittlerweile auch noch den sogenannten Cyber- und Informationsraum (CIR), der alle Beschäftigten, die mit Informationstechnik, Computern und Netzwerken zu tun haben, bündelt.
Forschung spielt wichtige Rolle
Die nachrichtendienstlichen Erfahrungen steuert die Hochschule für öffentliche Verwaltung zum Studiengang bei. Insbesondere die Verknüpfung dieser nachrichtendienstlichen und der sicherheitsbezogenen Aspekte soll in dem Studiengang gefördert werden. Sprich: Die gemeinsame wissenschaftliche Ausbildung soll die Basis für die künftige Zusammenarbeit und eine "gemeinsame Sprache" bilden.
Auch die Forschung spielt eine wichtige Rolle. Durch die Einrichtung des Kompetenzzentrums könnte künftig auch die Bundesregierung bei entsprechenden Gesetzesvorhaben beraten werden.
Gutes Diplom oder guter Bachelor sind Voraussetzung
Das Masterstudium setzt einen Bachelor oder ein Diplom mit guten Noten voraus, bei besonderer Eignung gibt es Ausnahmen. Dabei ist die Ausbildung nicht nur auf Bundeswehr und Nachrichtendienste beschränkt; auch Behördenmitarbeitern, die mit Sicherheitspolitik oder Staatsschutz zu tun haben, steht der Zugang offen. Perspektivisch sollen Teile des Studiums auch der Polizei, Wirtschaftsunternehmen mit Sicherheitsbezug sowie ausländischen Behörden und Streitkräften zugänglich gemacht werden.
Die Initiative für den neuen Geheimdienst-Studiengang geht auf eine Zusammenarbeit zwischen Bundeskanzleramt, Bundesverteidigungsministerium und -innenministerium zurück. In diesem Zusammenhang wurde Anfang des Jahres auch die interdisziplinäre Forschungsplattform "Center for Intelligence and Security Studies" (CISS) mit Sitz in München und Berlin eingerichtet, die sich unter anderem mit der Früherkennung künftiger Krisenherde beschäftigt.