Geheim-Start! Seit gestern fährt die neue Geister-U-Bahn

Die Weltsensation war für die Fahrgäste eine echte Überraschung. Helle Wagen, mehr Platz. Besonderes Highlight: die Stehplätze, von denen man aus direkt in die Röhre schauen kann.
NÜRNBERG Zehn Jahre lang hat er sich mit dem Thema beschäftigt, die vergangenen Monate richtiggehend gefiebert. Jetzt, sagt VAG-Chef Herbert Dombrowsky, „bin ich richtig glücklich“. Mit Rosen empfing er gestern die ersten Fahrgäste, die sich der Weltsensation nicht so richtig bewusst gewesen sind. Denn gestern fuhr klammheimlich die U3, die fahrerlose U-Bahn, von der Gustav-Adolf-Straße bis Maxfeld. Die Weltneuheit: Die U3 ist die einzige „Geisterbahn“, die die konventionelle Strecke – in dem Fall auf der U2-Linie Rothenburgerstraße bis Rathenauplatz – auch nutzen kann.
Auf der 6,5 Kilometer langen Jungfernfahrt verteilten Dombrowsky und seine Experten wie Technischer Vorstand Rainer Müller oder Siemens-Projektleiter Georg Trummer Rosen an die Gäste. Die waren, als sie kapiert hatten, um was es ging, begeistert. So wie Inge und Klaus Hörenz. Sie gingen sofort nach vorne. „Sehr spannend“, fiel ihr Urteil beim barrierefreien Blick in die Tunnelröhre aus. Für die U-Bahn selbst gab es nur Pluspunkte: Helle Wagen, mehr Platz. Besonderes Highlight: die Stehplätze, von denen man aus direkt in die Röhre schauen kann. Und: Wenn sich die Türen öffnen, fahren Rampen aus, um den Spalt zwischen Bahnsteigkante und Zug zu überbrücken.
Die Züge sollen bis zur offiziellen Einweihung am 14. Juni zunächst nur am Wochenende rollen, später vereinzelt auch an Werktagen. Dabei sollen die bislang 20 zugelassenen Züge im regulären Fahrbetrieb noch einmal auf Herz und Nieren geprüft werden. Achillesferse: das automatische Türsystem. Kein Fahrer mehr, der von außen kontrolliert. Das machen jetzt Sensoren.
Immer wieder betonen VAG und Siemens, wie viel sicherer die fahrerlose U-Bahn gegenüber der normalen Bahn sei. „Wenn etwas Metallenes im Gleisbett liegt, oder etwas, das zu mehr als 70 Prozent Wasser enthält, erkennen das die Sensoren, und die Bahn wird sofort angehalten.“ Den größten Vorteil für die neue U-Bahn erklärt Dombrowsky: „Wir können im viel engeren Takt fahren, der später auf 100 Sekunden verkürzt werden kann.“
Die 50 früheren Fahrer wurden nicht arbeitslos. Sie sind jetzt KUSS-Mitarbeiter (Kunden- und Systemservice). Hochmotiviert, wie ihr Chef Wolfgang Legath bekräftigt, klärten sie an den Bahnhöfen auf und sind behilflich. Sie werden wohl in den nächsten Wochen nicht müde werden, zu erklären, dass die U-Bahn wirklich sicher ist – auch wenn sie als Geisterbahn daherkommt.
sw