Berchtesgaden: Hotel neben Hitlers Feriendomizil verkauft
Berchtesgaden - Die Aussicht ist schön, die Vergangenheit nicht: Das Hotel "Zum Türken" am Obersalzberg, neben Hitlers früherem Ferien-Berghof, hat den Besitzer gewechselt. Eine Unternehmerfamilie aus Berchtesgaden habe die geschichtsträchtige Immobilie erworben, wolle aber nicht genannt werden, heißt es.
Die neuen Eigentümer wollen anonym bleiben
"Die neuen Eigentümer waren bei uns und haben sich über die mögliche bauliche Nutzung erkundigt", sagte der Geschäftsleiter der Gemeinde, Anton Kurz. Es ist nicht bekannt, was die neuen Besitzer mit dem Gebäude vorhaben. Die Gemeinde werde aber eingebunden sein in die Entscheidung über die weitere Nutzung.
Vor einem Jahr lag der Kaufpreis bei 3,65 Millionen Euro
Das Hotel samt angeschlossener Bunkeranlage war vor knapp einem Jahr im Februar 2020 von dem international tätigen Immobilienmakler Sotheby's International Realty zum Kauf angeboten worden - für 3,65 Millionen Euro. Ob dieser Preis nun auch tatsächlich bezahlt wurde, ist ebenfalls geheim.
Sotheby's verschwieg die NS-Historie des Ortes
Beim Angebot von Sotheby's International Realty allerdings las man damals über die NS-Historie und den Bunker: nichts. Das denkmalgeschützte, im Jahr 1911 erbaute Gebäude auf 6.728 Quadratmetern Grund befinde sich auf einem "außergewöhnlich schönen Grundstück in traumhafter und ruhiger Lage am Obersalzberg". Es biete einen einzigartigen Blick auf eine atemberaubende alpine Landschaft und sei ein magischer Ort für Naturliebhaber. Ganz so, als wäre es eine Traum-Immobilie ohne düstere Vergangenheit.
Hier wurden Entscheidungen über Leben und Tod getroffen
Mit Blick auf Alpengipfel hatte Hitler in dem Hotel nicht nur Gäste empfangen, sondern an seinem zweiten Regierungssitz neben Berlin auch Entscheidungen über Leben und Tod getroffen. Damals war im Hotel "Zum Türken" unter anderem der für Hitlers Personenschutz zuständige Reichssicherheitsdienst untergebracht, zeitweise auch Angehörige von SS und der Gestapo. Der damalige Besitzer hatte das Hotel zwangsweise an die Nazis abgeben müssen. Nach dem Krieg bekam die Familie es zurück. Seinen Namen trug das Hotel dem Vernehmen nach von Anfang an - seinerzeit hatte man ein Faible für Exotisches.
Lokalpolitiker will das Hotel in guten Händen wissen
Dass die Immobilie nicht in falsche Hände gerät und womöglich zum Anziehungspunkt für Rechte wird, war im vergangenen Jahr das bekundete Anliegen aller Beteiligten, von der Gemeinde über die Leitung des benachbarten NS-Dokumentationszentrums am Institut für Zeitgeschichte und die Stiftung Bayerische Gedenkstätten bis zum Finanzministerium. "Ein Verkauf der historisch belasteten Liegenschaft sollte nur an verantwortliche Hände erfolgen", teilte das Ministerium damals mit. "Wer den neuen Eigentümer kennt, weiß, dass das Gebäude in guten Händen ist", sagte nun ein Berchtesgadener Lokalpolitiker.
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