Gardasee: Jetzt kommen die Bayern

Immer mehr Touristen treibt es wieder an den liebsten See der Deutschen. Wo es viele hinzieht, welche Hotels noch geschlossen sind und was Urlauber sagen.
von  Klaus Wiendl
Lila Wolken über dem Gardasee – für viele ist er in diesem Jahr (noch mehr) der Inbegriff von Urlaub.
Lila Wolken über dem Gardasee – für viele ist er in diesem Jahr (noch mehr) der Inbegriff von Urlaub. © Klaus Wiendl

Gardasee - Lange war ein Urlaub 2020 in Italien undenkbar – doch inzwischen ist das Coronavirus auch am Gardasee zurückgedrängt. Die Infektionszahlen sind denen in Bayern vergleichbar. Warum also nicht doch Bella Italia statt dahoam? Man merkt es spätestens bei der Ausfahrt der A22 in Garda Süd. An der Mautstelle bilden sich wieder Staus, vor denen bereits an der Brenner-Autobahn gewarnt wird.

Die Deutschen sind zurück an ihrem Lieblingssee in Italien. Ist er doch schnell erreichbar und vermittelt das, was man zu Hause beim Italiener um die Ecke sucht: Atmosphäre, Lebensart und Lieblingsspeisen. Von Pasta und Pizza angefangen. Die sind nach wie vor der Renner in den Trattorien und Ristorantes der idyllischen Uferorte.

Provinz Lombardei leidet noch an den Corona-Berichten

Bis vor sechs Wochen noch geschlossen, werden sie nun nach der Corona-Durststrecke wieder mit Leben erfüllt. "Wir wollten eigentlich schon früher kommen", sagt ein Ehepaar aus Traunstein, "aber durch Corona mussten wir unsere Fahrt nach Bardolino verschieben." Sie würden sich hier genauso sicher wie zu Hause in Bayern fühlen, wenn sich die Leute an Anstandsregeln und Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden halten.

Vor allem an den Wochenenden geht es zu – die Lokale sind voll mit Gästen.
Vor allem an den Wochenenden geht es zu – die Lokale sind voll mit Gästen. © Klaus Wiendl

Bestätigt wird ihr Eindruck durch Paolo Artelio, zuständig für den Tourismus bei der Handelskammer Verona. Er erklärte kürzlich, "dass an der Veroneser Seite des Gardasees die Infektionszahlen vergleichbar waren mit denen in Bayern." Die Hygienemaßnahmen würden strikt eingehalten. So kommt es, dass in diesen Tagen nur knapp 200 Neuinfektionen in den drei Provinzen des Gardasees mit über 15 Millionen Einwohnern gemeldet werden, während es in Bayern zuletzt knapp 150 waren.

Diese positive Entwicklung lockt auch Deutsche verstärkt an. Zwar würden "Woche für Woche" immer mehr kommen, "dennoch unterscheiden sich die Zahlen aber stark von denen der Vorjahre", sagt Alessandro Colombo. Als Chefredakteur der deutschsprachigen "Gardasee-Zeitung" weiß er, wo seine Landsleute der Schuh drückt. Vor allem der südliche Teil des Gardasees in der Provinz Lombardei leide noch unter dem "negativen Image in der internationalen Presse", sagt Colombo im Gespräch mit der AZ. Die Lombardei hat die meisten Toten zu beklagen und die Bilder mit den Särgen auf den Militärfahrzeugen gingen um die Welt. Vorne in der Gunst der Urlauber liege daher "die östliche Riviera der Provinz Venetien".

Passauer: "Wir feiern ein Familienjubiläum in Bardolino"

Insgesamt seien am Gardasee zum Vergleich des letzten Jahres die Buchungen um 30 Prozent zurückgegangen. "Einige Hotels bleiben geschlossen, insbesondere die des mittleren bis hohen Preislevels", so der Chefredakteur. Die für einen Neustart erforderlichen Investitionen verbunden mit sehr hohen Personalkosten hätten "die Wiedereröffnung in diesem Jahr noch verhindert." Gleiches gelte auch für einige Campingplätze.

Unter der Woche ist noch so mancher Liegestuhl zu haben.
Unter der Woche ist noch so mancher Liegestuhl zu haben. © Klaus Wiendl

Dennoch sei es jetzt "ein optimaler Moment" an den Gardasee zu reisen, vor allem unter der Woche. Denn am Wochenende bevölkern Italiener ihren See. "Die Preise sind gefallen", weiß Colombo. Das habe sich auch schon bis nach Bayern rumgesprochen. Von dort würden hauptsächlich die Urlauber kommen, "wie an den Kfz-Schildern zu sehen ist." Laut Colombo "kann jetzt ein Urlaub in aller Gelassenheit am Gardasee verbracht werden." So sieht es auch eine Großfamilie aus Passau. "Statt uns in einen Flieger nach Kreta zu quetschen, feiern wir nun ein Familienjubiläum in Bardolino."

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