Fußball keine Einbahnstraße: Kommission gegründet

München - Der FC Bayern will nach den Vorfällen in Hoffenheim nicht zur Tagesordnung übergehen und gründet als erste Maßnahme eine Kommission zur Aufarbeitung. Das erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Montag nach einer Vorstandssitzung, an der auch Präsident Herbert Hainer teilnahm. Die Kommission soll nicht nur die Beleidigungen gegen Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp aufarbeiten, sondern sich mit dem zukünftigen Umgang bei solchen Themen befassen. Sollten nach Auswertung von Filmaufnahmen Täter identifiziert werden, "müssen die natürlich damit rechnen, dass sie nachhaltig von Bayern München bestraft werden", sagte Rummenigge bei "Bild live".
Nach dem Schmähungen gegen Hopp beim 6:0 gegen 1899 Hoffenheim setzt Trainer Hansi Flick darauf, dass es im Viertelfinale des DFB-Pokals am Dienstag (20.45 Uhr/Sky und ARD) beim FC Schalke 04 wieder um den Sport geht. "Ich hoffe einfach, dass sich das wirklich auf den Fußball konzentriert", sagte der Bayern-Coach am Montag.
Die Gelsenkirchener Ankündigung, im Falle ähnlicher Vorkommnisse wie denen vom Wochenende den Platz zu verlassen, bezeichnete Rummenigge als "konsequente Haltung". Das bisherige Prozedere mit drei Stufen gebe den Fans die Chance, zweimal "den Zirkus" zu veranstalten, bevor der Schiedsrichter abbrechen müsse, führte Rummenigge aus. Das könne keiner wollen. Wichtig sei es, dass sich die Clubs abstimmen, "wie wir mit den Dingen umgehen, die hoffentlich nicht passieren".
Bayern-Fans hatten Hopp am Samstag mit Spruchbändern beleidigt. Das Bundesliga-Spiel wurde daraufhin zweimal unterbrochen. In den letzten 13 Minuten spielten die beiden Mannschaften nur noch symbolisch den Ball hin und her. Auch in Dortmund, Köln und bei Union Berlin hatten Fans Hopp beleidigt.
Hopp müsse als Synonym herhalten, im Prinzip gehe es um die Kollektivstrafe, sagte Rummenigge. "Die Strafe ist vom DFB ausgesprochen worden und nicht von Dietmar Hopp persönlich. Man hat ihm da sehr Unrecht getan." Dietmar Hopp sei ein "absoluter Ehrenmann", sagte der Münchner Vorstandschef.
Rummenigge und Flick kritisierten am Montag die Anhänger, die mit Schmähungen die starken sportlichen Leistungen der Mannschaft in den Hintergrund stellten. "Gewisse Chaoten" hätten sich "total daneben benommen", sagte Rummenigge. Die guten Spiele gegen den FC Chelsea (3:0) und 1899 Hoffenheim (6:0) seien dadurch "ad absurdum geführt worden." Auch Flick ärgerte sich. "Die sportliche Leistung meiner Mannschaft ist letztendlich durch eigene Fans, durch Menschen, die normalerweise zum Verein stehen sollten, verdorben worden", sagte er.
Vorstandschef Rummenigge erneuerte seine Kritik am Fußball-Anhang. "Ich bin ein Freund des Dialogs, aber der Dialog hat nicht dazu geführt, dass wir irgendeine Lösung haben, die von Ultras bisher akzeptiert worden ist. Ich habe immer den Eindruck, wir befinden uns in einer Einbahnstraße, in der die Clubs nur geben müssen und die Fans nur nehmen wollen, aber nicht bereit sind, ihr eigenes Verhalten in irgendeiner Art und Weise zu korrigieren", sagte der 64-Jährige.