Funk kontra Kassel

DEL: Die juristische Posse um den hessischen Klub, der mit allen Mitteln um die Lizenz kämpft, bringt den Manager der Ice-Tigers auf die Palme. „Extrem unsportlich, das schadet der Liga extrem“
KÖLN/NÜRNBERG Der Zoff um die Kassel Huskies entwickelt sich zur juristischen Posse und schlägt hohe Wellen – bis nach Nürnberg. Und, Lorenz Funk, dem Manager der Ice Tigers, mächtig auf den Magen!
Geht’s nach Funk, sollten sich die Huskies in Windhunde umbenennen. Denn: „Was Kassel macht, ist grob unsportlich. Sie schaden der Liga extrem“ wettert Funk gegen die insolvente Konkurrenz, die auf abenteuerliche Weise versucht, sich ihren Ligaverbleib vor Gericht zu erstreiten (AZ berichtete).
Funk kennt die Hintergründe der Kassel-Posse
Dabei sind die DEL-Regeln klar. Eröffnet ein Verein – wie die Huskies – ein Insolvenzverfahren, verliert er die Lizenz für die höchste deutsche Spielklasse. „Genau dasselbe hätte uns vor einem Jahr auch gedroht“, gibt Funk zu bedenken. Nur ein finanzieller Kraftakt des neuen Hauptsponsors Thomas Sabo rettete damals die Tiger.
Für Kassel scheinen diese Statuten allerdings nicht zu gelten. Die Pleitegeier aus Nordhessen weigern sich strikt, anders als beispielsweise die ebenfalls insolventen Frankfurter Lions, sich aus der Liga zu verabschieden. Mit Erfolg, wie das gestrige Urteil des Landesgerichts Köln beweist. Die Widersprüche der DEL gegen die beiden einstweiligen Verfügungen der Huskies bezüglich Lizenz und Ligaverbleib wurden vom Gericht rigoros abgeschmettert.
Huskies plagen über 600.000 Euro Schulden
Gerade für die Vereine, die, wie die Tiger solide wirtschaften, sei das ein Affront, sagt Funk. Zumal er auch die Hintergründe kennt: „In Kassel wird gerade eine neue Mehrzweckhalle gebaut und deren Besitzer ist auch der neue Eigner der Huskies.“
Was bedeutet, dass Dennis Rossing, so heißt der große Zampano, bei einem Ausschluss seiner Puckjäger auch seinen lukrativsten Mieter verlieren würde. Und daran hat Rossing natürlich kein Interesse. Allerdings stellt sich für Funk auch die Frage: „Wenn der neue Eigner so betucht ist, hätte er die Schulden doch auch bezahlen können.“ Auf über 600.000 Euro belaufen sich die Verbindlichkeiten der Huskies aktuell.
"Es typisch, dass so etwas bei uns zuerst passiert“
Egal wie es am Ende ausgeht, für Funk sind die Folgen des Gerichtsstreits schon jetzt unabsehbar. Für die DEL, die damit immer mehr zur Operetten-Liga verkommt, und für den Profi-Sport im Allgemeinen. Von dem Fall der Huskies könne laut Funk ein ähnliche Wirkung wie damals vom Bosman-Urteil ausgehen. Der Europäische Gerichtshof hatte 1995, nach einer Klage des belgischen Fußball-Profis Jean-Marc Bosman, Spielern erlaubt, nach Vertragsende ablösefrei zu wechseln. Ein Schock für alle Profi-Klubs, denen damit eine erhebliche Einnahmequelle weggebrochen war.
Eine ähnlich negativen Schneeball-Effekt erwartet Funk auch, sollte das Urteil für Kassel positiv ausfallen. „Es wäre ganz schlimm, wenn ab sofort Gerichte und nicht die Schiedsgerichte der Verbände entscheiden würden.“ Denn das würde nicht nur Eishockey betreffen, sondern beispielsweise auch den Fußball.
"Wir werden kein Freundschaftsspiel gegen die Huskies austragen“
„In der Bundesliga sind sie doch auch handlungsunfähig. Wenn Borussia Dortmund während der Saison Insolvenz anmeldet, können dem Verein maximal neun Punkte abgezogen werden.“ Mit der Folge: „Der Klub sagt sich doch dann, ich spiele weiter, und ziehe einfach vor Gericht.“ Noch sieht Funk seinen Sport nicht am Pranger, obwohl auch er zugeben muss: „Es typisch, dass so etwas bei uns zuerst passiert.“ Seine Konsequenz lautet daher: „Wir werden kein Freundschaftsspiel gegen die Huskies austragen.“
Und um die Lawine noch aufzuhalten, pocht Funk deshalb auf die Solidarität der DEL-Klubs. „Wir zahlen doch die Rechnung für die Huskies. Da sollten jetzt alle DEL-Vereine zusammenarbeiten“, fordert Funk. Auch wenn der Manager des Jahres aus seiner langen Erfahrung natürlich genau weiß, dass es mit dem Zusammenhalt in der des öfteren skandalträchtigen DEL noch nie allzuweit her war. Krischan Kaufmann