Funk knallhart: Gehälter gesenkt, keine Extras!

Tiger-Manager zieht den Sparkurs durch. Folgen: Peacock erstes „Opfer“, Stürmersuche geht weiter
NÜRNBERG Die schnellste Sportart der Welt ist auch abseits des Eis ein recht hektisches Geschäft. Fristen gehören bei der Spielersuche zur Tagesordnung – und die werden nicht selten bis zum letzten Augenblick ausgereizt, wie Ice Tigers-Manager Lorenz Funk während der Vorbereitungszeit immer wieder erfahren musste.
„Teilweise kommt dann erst drei Minuten vor zwölf Uhr ein Fax mit der Zu- oder Absage.“ Zuletzt waren es leider Absagen, weshalb sich Funks Fahndung nach dem gewünschten, ausländischen Mittelstürmer noch etwas hinziehen wird.
"Es gibt eben Leute, die immer nochmal nachverhandeln wollen“
Eigentlich hatte Tiger-Dompteur Andi Brockmann für diese Woche eine Verpflichtung angekündigt. Gestern ruderte Funk zurück: „Ich bin da im Moment nicht so zuversichtlich.“
Grund für die Hängepartie ist das etwas sprunghafte, aber im Eishockey durchaus übliche Verhandlungsgebahren der Profis. „Es gibt eben Leute, die immer nochmal nachverhandeln wollen“, begründet der 41-jährige Ex-Stürmer, warum auch der letzte Center-Kandidat die bis gestern Nacht um 24 Uhr laufende Frist verstreichen ließ.
Ärgerlich, denn „wir hatten noch vor zwei Tagen eine Konferenzschaltung mit dem Spieler und seinem Berater und da war eigentlich alles klar.“ Dann aber sei „Mister X“, Namen nennt Funk grundsätzlich nicht, angeblich war es aber ein Kanadier, plötzlich mit finanziellen Sonderwünschen gekommen. Und die muss er sich bei den Tigern abschminken. „Das sind Nebengeräusche, die andere Vereine bezahlen, aber wir nicht. Unsere anderen Spieler haben so etwas ja auch nicht“, verfolgt Funk bei einem Etat von rund 2,2 Millionen Euro eine konsequente Gehaltspolitik.
"Wir brauchen nicht zu jammern"
Das Problem ist nur, langsam werden die Alternativen rar. „Ich hatte welche“, sagt Funk, wobei seine Betonung auf „hatte“ liegt. „Vier oder fünf Verhandlungen sind schon an Geldfragen gescheitert.“ Oder es hatte sich plötzlich noch ein Verein eingeschaltet, der deutlich mehr auf den Tisch legen wollte, als die Tiger. Bevorzugt aus „Russland oder der Schweiz“. Wie im Fall des US-Amerikaners, der sich laut „Eishockey News“ vor zwei Wochen dann doch für das deutlich besser dotierte Angebot aus der russischen KHL entschied.
Für Funk aber noch lange kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Zum einen „haben wir uns mit der Verpflichtung von Mittelstürmer Stefan Mann (Dreimonats-Vertrag, d. Red.) den Druck genommen.“ Außerdem ist für Moralisten in diesem Geschäft eh kein Platz. „Wir brauchen nicht zu jammern“, betont Funk. Denn: „Wir versuchen ja auch Vereinen wie Kassel, Iserlohn, vielleicht auch mal Augsburg Spieler wegzuschnappen.“
"Alex ist groß und sehr präsent"
Zeit ist bis zum Auftakt in Ingolstadt am 3. September ja noch reichlich vorhanden. Im Moment, sagt Funk, „befinden wir uns noch in der Testphase“. Formationen, bis auf die bewährte Reihe „mit den beiden Leebs und Barta“ sind noch nicht abzusehen. Auch wenn einzelne Neuzugänge wie Alexander Oblinger (Dresdner Eislöwen) schon positiv herausstechen.
„Alex macht einen guten Eindruck, er ist groß und sehr präsent“, beschreibt Funk die Vorzüge des 21-jährigen Centers, der mit seinem Tor beim 5:0 Testspielsieg gegen Bad Tölz (AZ berichtete) schon ein erstes Ausrufezeichen setzte.
"Heute würde Peacock so ein Angebot sicher annehmen"
Das hat auch Publikumsliebling und Ex-Kapitän Shane Peacock geschafft – allerdings ein eher negatives. Denn der 37-Jährige wurde nicht etwa ausgemustert, der stämmige „Chief“ hat sich schlichtweg verzockt. „Wir hatten ihm ein sehr gutes Angebot gemacht. Das war sicher niedriger als im Vorjahr, aber wir haben ja alle Gehälter gekürzt“, erklärt Funk. Mit seinem Berater wäre schon alles klar gewesen, nur Peacock wollte nicht mitspielen, verlangte mehr. Pech, denn „heute“, so vermutet Funk, „würde er so ein Angebot sicher annehmen.“
Komplett zu ist die Tür für den „Häuptling“ damit aber nicht. „Im Moment ist der Platz besetzt, aber wenn sich bei uns einer verletzt“, könnte der Verteidiger schnell wieder ein Thema werden. Im Eishockey geht’s eben recht hektisch zu. Krischan Kaufmann