Fürths Torjäger Allagui: „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen“

Aber noch ist fraglich, ob der Torjäger im Ronhof bleibt. Selbstkritische Kleeblatt-Profis nach der Trennung von Möhlmann. Käpt’n Biliskov: „Mannschaft ist zu jung“
von  Abendzeitung
"Wir sollten jetzt alle mal darüber nachdenken, was eigentlich passiert ist": Fürths Torjäger Sami Allagui übt Selbstkritik.
"Wir sollten jetzt alle mal darüber nachdenken, was eigentlich passiert ist": Fürths Torjäger Sami Allagui übt Selbstkritik. © Wolfgang Zink

Aber noch ist fraglich, ob der Torjäger im Ronhof bleibt. Selbstkritische Kleeblatt-Profis nach der Trennung von Möhlmann. Käpt’n Biliskov: „Mannschaft ist zu jung“

FÜRTH Weihnachten, die Zeit der Besinnung. Während Kleeblatt-Boss Helmut Hack sich nach dem Abschied von Benno Möhlmann nun über die Feiertage verstärkt den Kopf über einen neuen Trainer zerbrechen muss, sollten allerdings auch seine Angestellten tief in sich hineinhorchen - um zu klären, ob ihre Einstellung noch mit den Anforderungen eines Profifußballers kompatibel ist. Denn geradezu fahrlässig wäre es zu glauben, dass nach der Trennung von Möhlmann alle Probleme bei den Fürthern auf einen Schlag gelöst wären.

Das sieht auch Sami Allagui so, die Trainerentlassung als Alibi kommt für ihn nicht in Frage. „Mir tut es leid für den Trainer. Wir sollten jetzt alle mal darüber nachdenken, was eigentlich passiert ist. Wir müssen uns schon selber an die eigene Nase fassen“, plädiert Sami bei sich und seinen Kollegen für eine ordentliche Portion Selbstkritik.

"Nachstes Jahr muss sich etwas ändern"

Die, und das ist wohl das einzig Positive nach der völlig verkorksten Hinrunde mit dem Absturz auf Platz 15, ist bei einigen Fürthern durchaus noch vorhanden. „Wir brauchen nicht von einem Lauf oder anderen Spinnereien reden und glauben, dass wir dann in der Rückrunde wieder oben mitspielen“, weiß Bernd Nehrig die brenzlige Situation richtig einzuordnen. Und auch Kapitän Marino Biliskov hatte spätestens nach der 1:4-Pleite gegen den KSC die Zeichen der Zeit erkannt: „Die Mannschaft ist zu jung. Nächstes Jahr muss sich etwas ändern. Wir müssen anders auftreten, egal ob wir 20 oder 30 Jahre alt sind.“

Eine sachlich richtige Analyse, die allerdings viel zu spät kommt. Denn dass in der Fürther Mannschaft etwas schief lief, war schon länger klar. „Am Anfang haben wir noch den Schwung und das Selbstvertrauen aus der Vorsaison mitgenommen. Aber dann war keine Weiterentwicklung mehr da. Genau da müssen wir aber wieder hinkommen“, hat Allagui einen der Gründe für den Absturz ausgemacht.

"Das wussten wir von Anfang an"

Ein weiterer: das unrealistische Anspruchsdenken der Verantwortlichen. Trotz vieler und vor allem unerfahrener Neuzugänge und dem Verlust zahlreicher Leistungsträger wie Thorsten Burkhardt, Stefan Reisinger oder Charles Takyi wurde wieder ein Platz in der oberen Tabellenregion als Saisonziel ausgegeben. Dafür fehlt aber offensichtlich die Qualität. Für Allagui keine Überraschung: „Das wussten wir von Anfang an, das habe ich doch schon vor der Saison gesagt.“ Nur zugehört hat ihm anscheinend niemand. Auch wenn Hack jetzt betont: „Uns war schon seit Wochen klar, dass wir Korrekturen vornehmen müssen.“

"Fünf Heimpleiten in Folge hatte ich noch nie"

Die werden jetzt in der Winterpause kommen. Gesucht werden nach AZ-Informationen ein Innen-, ein Linksverteidiger und ein Mann fürs Mittelfeld. Und vielleicht noch ein Stürmer? Denn Fürths bester Torschütze (sieben Treffer) wirkt im Moment ob der desolaten Situation (nur noch sechs Punkten trennen die SpVgg von Relegationsrang 16) sehr verbittert. „Fünf Heimpleiten in Folge hatte ich noch nie. Nicht mal, als ich mit Jena abgestiegen bin“, grantelt Allagui, dessen erklärtes Ziel ja eigentlich die Bundesliga war und ist.

Kein Wunder, dass im Moment hinter seiner Anwesenheit beim Trainingsauftakt zumindest ein kleines Fragezeichen steht. Allagui: „Ich bin noch Angestellter des Vereins und gehe deshalb davon aus, dass ich am 28. Dezember wieder in Fürth bin. Aber ausschließen kann man nichts.“ Soll heißen: Der neue Trainer kann nur hoffen, dass Sami bald wieder zur Besinnung kommt. Krischan Kaufmann

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