Fürther U-Bahn-Schläger (15): Vater beging Selbstmord
NÜRNBERG - Die Mutter des Gewalttäters musste bereits schwere Schicksalsschläge einstecken: René D. (15) geriet nach dem Tod seines Vaters auf die schiefe Bahn.
Wie viel Leid kann eine Frau noch ertragen? Ihr Sohn René (15) prügelte am Wochenende einen 34-jährigen Fahrgast in der Fürther U-Bahn-Station Klinikum fast zu Tode. Jetzt wird bekannt: Die schreckliche Tat ist nicht der einzige Schicksalsschlag für die Familie: Denn der Vater von René D. beging vor einiger Zeit Selbstmord. Kam der Sohn damit nicht zurecht? Dabei schien der Hauptschüler einst auf einem guten Weg. Respekt vor dem Gegner, Aggressionsabbau, mentale Stärke – all das wollte er in der Kampfsportart Karate lernen.
Sein Opfer hatte keine Chance
Doch aus René D., der schon mit acht Jahren die mittelfränkische Meisterschaft in seiner Altersklasse errang, wurde ein schlimmer Schläger! Sein Opfer, der ebenfalls betrunkene Wilhelm K., hatte am Samstag keine Chance. Mit zertrümmertem Gesicht (Jochbein-, Nasenbein- und Kieferbruch) liegt er im Fürther Klinikum. Wilhelm K. hofft, dass keine bleibenden Schäden zurückbleiben. Während die Ärzte versuchen, sein Gesicht wieder zusammen zu flicken, drückt Renés Mutter den Jugendlichen vor dem Fürther Amtsgericht noch einmal an sich. Dann wird er von zwei Kripobeamten ins Jugendgefängnis nach Nürnberg gebracht. Der Ermittlungsrichter hatte gegen ihn einen Haftbefehl wegen Mordversuchs erlassen. Ein erneuter Schlag für die Verwaltungsangestellte.
René liebte seinen Vater - doch der wollte nichts von ihm wissen
Vor rund fünf Jahren hatte sie ihr Mann wegen einer anderen Frau verlassen. René liebte seinen Vater. Doch der wollte nichts mehr von ihm wissen. Der Junge wurde aufsässig, ließ sich von seiner Mutter nichts mehr sagen. Der Absturz beschleunigte sich vor drei Jahren, als sich sein Vater die Pulsadern aufschnitt – und Selbstmord beging! Der Grund: Seine Freundin hatte ihn verlassen. René wurde danach noch störrischer, schwänzte die Schule, war in Schlägereien verwickelt, klaute. Ein vom Staatsanwalt verhängter Jugendarrest schien ihn dann zur Besinnung zu bringen. „Er befand sich seit einem Jahr auf einem guten Weg, wollte den Hauptschulabschluss nachholen und eine Elektrolehre beim neuen Lebensgefährten seiner Mutter beginnen“, schildert Rechtsanwalt Reinhard Debernitz die Situation. Doch daraus wird jetzt nichts. Am Samstag rastete René völlig aus – und muss mit einer langen Haftstrafe rechnen.
Helmut Reister
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